BERNANKES "EXIT"-SIGNAL UND DIE FOLGEN FÜR DIE NOTENBANKEN WELTWEIT

Großbritannien setzt auf "aktive Geldpolitik"

Notenbankchef: Schnelle Zinsanhebung schädlich

Großbritannien setzt auf "aktive Geldpolitik"

Von Carsten Steevens, LondonIn Großbritannien zeichnet sich ein Abschied von der ultralockeren Geldpolitik noch nicht ab. Zwar hat der geldpolitische Ausschuss der Bank of England das im März 2009 aufgesetzte Programm der quantitativen Lockerung nach dem Ankauf britischer Staatsanleihen im Wert von 375 Mrd. Pfund bereits im November vorigen Jahres ausgesetzt. Doch sprach sich in den vergangenen Monaten immer noch eine Minderheit unter den neun Ausschussmitgliedern für eine weitere Ausdehnung aus. Der Leitzins verharrt bereits seit Frühjahr 2009 auf dem rekordniedrigen Niveau von 0,5 %.Mittelfristig rechnet man in der britischen Notenbank damit, dass die zuletzt im Mai wieder auf 2,7 % von zuvor 2,4 % gestiegene Teuerungsrate das Inflationsziel von 2 % erreichen wird. Diese Projektion sorgt unter Ökonomen für die Einschätzung, dass der designierte Gouverneur der Bank of England, der Kanadier Mark Carney, nach seinem Antritt am 1. Juli Spielraum vorfinden wird für weitere Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur.Und die Erwartungen an den ersten Ausländer an der Spitze der Notenbank sind klar formuliert: Am Mittwochabend wies Großbritanniens Finanzminister in einer Rede vor Vertretern der Londoner City zwar auf Anzeichen für eine Belebung der britischen Konjunktur hin. Doch bleibe “aktive Geldpolitik” ein wesentliches Element der Regierungspläne. Bei der gleichen Veranstaltung mahnte der scheidende, mit dem Lord-Titel geehrte Notenbankchef Mervyn King, die Risiken der weiteren Liquiditätszufuhr müssten bedacht werden. Das größere Risiko stelle jedoch in den nächsten Jahren die hohe Arbeitslosigkeit dar.Zwar könne die aktuelle Geldpolitik nicht “auf unbestimmte Zeit” fortgesetzt werden. Eine schnelle Rückkehr zu höheren Zinsraten würde jedoch den verschuldeten Haushalten, Unternehmen und vor allem Finanzinstituten schweren Schaden zufügen, so King. Die Herausforderung, zur Normalität zurückzukehren, bestehe nicht so sehr darin, Markterwartungen zu steuern – so wichtig dies sei. Vielmehr gehe es darum, die konjunkturellen Bedingungen zu schaffen, die eine Rückkehr zu normaleren Zinsniveaus erlaube.