DIE FOLGEN DES BREXIT - CHRONIK

Großbritannien und die EU

Börsen-Zeitung, 25.6.2016 Seit mehr als 43 Jahren sind die Briten Mitglied der Europäischen Union (EU). Doch jetzt ist der Austritt beschlossene Sache. Schwierig waren die Beziehungen von Anfang an. Ein Rückblick: 1960: Als Gegengewicht zur...

Großbritannien und die EU

Seit mehr als 43 Jahren sind die Briten Mitglied der Europäischen Union (EU). Doch jetzt ist der Austritt beschlossene Sache. Schwierig waren die Beziehungen von Anfang an. Ein Rückblick:1960: Als Gegengewicht zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) wird auf Initiative Londons die Europäische Freihandelszone (Efta) gegründet, die keine politische Integration anstrebt.1963: Der französische Präsident Charles de Gaulle legt sein Veto gegen eine Mitgliedschaft der Briten in der EWG ein. 1973 tritt Großbritannien doch bei.1975: Erst nachdem Premier Harold Wilson die Vertragsbedingungen nachverhandelt hat, sprechen sich die Briten in einem Referendum mit 67,2 % für einen Verbleib in der Gemeinschaft aus.1984: Mit den legendären Worten “I want my money back” (Ich will mein Geld zurück) handelt die konservative britische Premierministerin Margaret Thatcher den sogenannten Britenrabatt aus. London muss fortan weniger in den Haushalt der Europäischen Gemeinschaft (EG) einzahlen.1990: EG-Länder beschließen im Schengener Abkommen die Aufhebung der Passkontrollen an den Binnengrenzen. Großbritannien macht nicht mit.1991: Der britische Premier John Major kündigt eine europafreundliche Politik seiner Konservativen Partei an, scheitert damit aber parteiintern. Er handelt aus, dass London nicht am Europäischen Währungssystem teilnimmt.2004: Der britische Premier Tony Blair gerät mit dem französischen Präsidenten Jacques Chirac über ein “Europa der zwei Geschwindigkeiten” in Streit.2005: Blair lässt einen EU-Gipfel zum mehrjährigen Finanzrahmen der EU scheitern, stimmt Monate später aber doch zu und akzeptiert ein Abschmelzen des Britenrabatts.2009: Mit Inkrafttreten des EU-Vertrages von Lissabon kann London wählen, an welchen Gesetzen im Bereich Inneres und Justiz es sich beteiligt. Zudem erwirkt die britische Regierung den Ausstieg aus mehr als 100 Gesetzen aus der Zeit vor dem Lissabon-Vertrag.2011: Der britische Premier David Cameron verweigert seine Zustimmung zum EU-Fiskalpakt.2013: Cameron kündigt eine Volksabstimmung über den Verbleib Großbritanniens in der EU bis spätestens 2017 an. Bis dahin will er die Rolle seines Landes in der EU neu aushandeln.2015: London blockiert den Aufbau einer europäischen Verteidigungsunion und lehnt grundsätzlich Doppelstrukturen von EU und Nato ab.23. Juni 2016: Bei der Volksabstimmung votieren fast 52 % der Briten für den Austritt.dpa-afx