"Großbritannien wird florieren"

Johnson lehnt regulatorische Angleichung an EU ab - Stimmung im verarbeitenden Gewerbe steigt

"Großbritannien wird florieren"

Der britische Premierminister Boris Johnson hat seine Position für die Verhandlungen mit Brüssel klar formuliert: Er will ein traditionelles Freihandelsabkommen ohne regulatorische Anpassung an die EU. Großbritannien sei nicht ausgetreten, um einen Abwärtswettlauf zu starten. Es habe oft die höheren Standards.hip London – Großbritannien wird in den Verhandlungen keine besonders enge Verbindung mit der EU anstreben, sondern ein traditionelles Freihandelsabkommen. Die Frage sei, ob man sich am Ende der Verhandlungen zu den künftigen Handelsbeziehungen auf ein Abkommen einige, das dem Verhältnis der Staatengemeinschaft zu Kanada ähnele oder dem zu Australien, sagte der britische Premierminister Boris Johnson in Greenwich. “Großbritannien wird in jedem Fall florieren. Daran habe ich keinen Zweifel.” Den Bestrebungen der EU, eine möglichst starke Anpassung an die EU-Regulierung zu erreichen, erteilte er eine klare Absage.”Man hat uns oft gesagt, dass wir uns zwischen dem vollen Zugang zum Markt der EU, verbunden mit der Akzeptanz ihrer Regeln und ihrer Gerichte analog zum Modell Norwegen, oder einem ambitionierten Freihandelsabkommen wie mit Kanada, das Märkte öffnet und die ganze Palette der EU-Regulierung vermeidet, entscheiden müssen”, sagte Johnson. “Wir haben unsere Entscheidung getroffen: Wir wollen ein Freihandelsabkommen ähnlich wie Kanada.” Es gebe ebenso wenig einen Grund, warum ein Freihandelsabkommen die Akzeptanz der EU-Regeln zur Wettbewerbspolitik, zu Subventionen, zur sozialen Absicherung oder zum Schutz der Umwelt beinhalten sollte, wie es einen Grund gebe, der EU aufzuerlegen, sich an britische Regeln halten zu müssen. Großbritannien habe oft höhere Standards. Tatsächlich ist der britische Mindestlohn höher als der europäische Durchschnitt, der bezahlte Mutterschaftsurlaub um ein Vielfaches so lang wie die Minimalanforderungen der EU. Beim Verbot von Einwegplastik und beim Klimaschutz war man im Vereinigten Königreich schneller und konsequenter. Großbritannien sei nicht aus der EU ausgetreten, um einen Abwärtswettlauf anzuzetteln. Singapore-on-ThamesIn der City gibt es keine Mehrheit für das immer wieder bemühte Schreckensszenario eines “Singapore-on-Thames”. Regulierung auf hohem Niveau wird mittlerweile von den Kunden der Finanzbranche verlangt. “Für unsere Branche werden die meisten Regeln auf internationaler Ebene festgelegt”, sagte Miles Celic, Chief Executive der Finanzlobby The City UK. “Als führendes globales Finanzzentrum muss das Vereinigte Königreich weiterhin eine führende Stimme in diesen Debatten haben.” Es komme darauf an, das Risiko der Marktfragmentierung in Europa zu minimieren. Egal wie das künftige Verhältnis zwischen Großbritannien und der EU am Ende aussehe: “Es muss auf Transparenz und konstruktiver regulatorischer und aufsichtsrechtlicher Zusammenarbeit aufbauen.”Die Stimmung in der Industrie verbesserte sich unterdessen deutlich. Der Markit/CIPS-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe stieg im Januar von 47,5 Zählern auf 50,0 und lag damit noch über dem Ergebnis der Blitzumfrage vom Monatsanfang (Flash-PMI), das bei 49,5 gelegen hatte.”Der Optimismus der Wirtschaft kehrt zurück”, sagte John Allan, Präsident der Confederation of British Industry. “Die richtigen Signale zum künftigen Verhältnis zwischen Großbritannien und der EU werden Zuversicht in Investitionen verwandeln.” Das klare Bekenntnis des Premierministers zum globalen Freihandel und zur Aufrechterhaltung hoher Standards durch ein florierendes Verhältnis zur EU werde dazu beitragen. Dem Verband gehören 190 000 Firmen aller Größenordnungen an, die sieben Millionen Menschen beschäftigen.Zu den großen Streitpunkten gehört der Zugang von EU-Fangflotten zu den britischen Fischgründen. Großbritannien will – wie Norwegen – jährlich neu über Quoten verhandeln. Brüssel würde sich den Zugang am liebsten für ein Vierteljahrhundert festschreiben lassen. Großbritannien verfügt über ungewöhnlich reiche Fischgründe, ist jedoch auf die EU als Absatzmarkt angewiesen. Drei Viertel des Fangs werden in die Staatengemeinschaft exportiert.