Großbritanniens Wirtschaft wächst etwas langsamer
gho London – Die britische Wirtschaft hat laut den ersten Schätzungen des nationalen Statistikamtes im dritten Quartal an Fahrt eingebüßt. Die Wirtschaftsleistung legte gegenüber der Vorperiode saisonbereinigt um 0,5 % zu, während im zweiten Quartal noch ein Plus von 0,7 % ausgewiesen worden war. Auf Jahresbasis bedeutet dies eine Wachstumsrate von 2,3 %, im Vorquartal betrug diese noch 2,4 %. Das Wachstum wurde vor allem vom in Großbritannien dominierenden Dienstleistungssektor getragen. Das verarbeitende Gewerbe und die Bauwirtschaft hingegen gingen um 0,3 % bzw. 2,2 % zurück. Die Rohstoffförderung trug zum Plus von 0,3 % im gesamten Industriesektor bei.Die vorläufigen Zahlen für das britische Bruttoinlandsprodukt (BIP) zeigen auf, dass die britische Industrie von einer schwächeren Weltkonjunktur und einem relativ starken Außenwert des Pfund betroffen ist. Der Binnenkonsum ist hingegen immer noch der Antriebsmotor der Wirtschaftsentwicklung auf der Insel. Hohe Beschäftigungszahlen und steigende verfügbare Einkommen sind die Grundlage für die starke Nachfrage. Fraglich ist, ob schlechtere weltweite Wirtschaftsaussichten die Konsum- und Investitionsneigung im Vereinigten Königreich verändern werden.Die schwächer als von einigen Analysten erwartet ausgefallenen Wachstumszahlen beeinflussen auch die Diskussion über eine mögliche Zinserhöhung in Großbritannien. Laut der britischen Notenbank bedarf es eines stärkeren Wirtschaftswachstums als 0,6 %, damit freie Produktionskapazitäten abgebaut werden. Wenn dies passiert, steigen tendenziell die Löhne und der Inflationsdruck. Während Mark Carney, der Governor der Notenbank, noch vor einiger Zeit verstärkt Hinweise auf eine Zinswende gab, ist er derzeit vorsichtiger. Es steht aber noch die Aussage der Zentralbank, dass es bis Ende des Jahres klarer werde, ob es zu einem Zinsschritt komme. Viele Beobachter erwarten eine Zinserhöhung im zweiten Quartal 2016 oder später.