Frauen noch stärker betroffen als Männer

Großer Nachholbedarf bei finanzieller Bildung

52% der Europäer haben keine grundlegenden finanziellen Kenntnisse. Wie sich das ändern lässt, war Thema einer EZB-Veranstaltung am Freitag. Denn auch für eine Notenbank hat fehlende finanzielle Bildung in der Bevölkerung Konsequenzen.

Großer Nachholbedarf bei finanzieller Bildung

Großer Nachholbedarf bei finanzieller Bildung

Frauen noch öfter betroffen als Männer

mpi Frankfurt

Mehr als jeder zweite Europäer verfügt laut einer EZB-Umfrage über keine grundlegenden finanziellen Kenntnisse. Bei Frauen ist dies zudem signifikant häufiger der Fall als bei Männern, weshalb die Notenbank am Freitag anlässlich des Weltfrauentags darüber diskutierte, wie sich die finanzielle Bildung verbessern lässt.

Ein Thema, das auch für eine Notenbank Relevanz hat. „Wir sind wirklich darauf angewiesen, dass Inflationserwartungen verankert bleiben“, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Dafür sei es wichtig, dass die Menschen verstehen, wie Inflation entsteht und was eine Notenbank macht. Untersuchungen zufolge haben zudem Leute mit einer höheren finanziellen Bildung mehr Vertrauen in die Arbeit einer Notenbank. Auch für die Wahrung der Finanzstabilität sei es von Vorteil, wenn die Bevölkerung wisse, wie das Kreditwesen funktioniere, sagte Claudia Buch, Vorsitzende der EZB-Bankenaufsicht.

Knackpunkt Sprache

Eine Ursache für den Nachholbedarf bei finanzieller Bildung ist laut Annamaria Lusardi, Professorin an der Stanford University, die Sprache, die im Finanzsektor verwendet wird. Der Fachjargon schrecke ab, insbesondere Frauen. Hier gelobten die Notenbanker Besserung. So sagte unter anderem Bundesbankpräsident Joachim Nagel: „Wir müssen an der Sprache arbeiten, die wir in unserer Kommunikation verwenden.“

Zudem forderte er, dass finanzielle Bildung Bestandteil des Lehrplans an deutschen Schulen werden sollte. Lusardi sprach sich dafür aus, dass das Thema allgemein in der Öffentlichkeit viel präsenter werden müsste, worauf sie Zustimmung in der Runde erntete. So wies etwa der niederländische Notenbankchef Klaas Knot darauf hin, dass man mit dem Thema viele verschiedene Kanäle bespielen sollte. Kommunikation über Zeitungen und Fernsehen reiche nicht aus. Mit Apps, Social Media und Spielen zu dem Thema erreiche man Zielgruppen, die man ansonsten nicht adressieren könnte.

Nagel verwies auf Influencer als wichtige Multiplikatoren. Stärke man deren finanzielle Bildung, könnten sie diese an ihre Follower weitergeben.

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