Gutes Leben - aber arg schlechte Stimmung
ge Berlin – Obwohl die große Mehrheit der sogenannten “Generation Mitte” ihre höchstpersönliche Lebensqualität als gut oder sehr gut bezeichnet, blicken die Deutschen derzeit so skeptisch in die Zukunft wie selten zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg. “Wir haben einen regelrechten Einbruch des Zukunftsoptimismus”, sagte die Chefin des Instituts für Demoskopie Allensbach, Renate Köcher, bei der Erläuterung einer Umfrage unter 30- bis 59-Jährigen im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Eine so schlechte Stimmung habe es seit 1949 nur sieben Mal gegeben, bei größeren politischen Krisen wie etwa dem Mauerbau, der Koreakrise, den Anschlägen vom 11. September 2001 oder zum Höhepunkt der Finanzkrise 2008/2009.Diese Skepsis sei umso erstaunlicher, da die Konjunktur gut laufe, der Arbeitsmarkt robust sei und die Menschen sich zumeist als Wohlstandsgewinner sehen. Köcher führt die miese Stimmung auf zunehmende Ängste zurück. Als größte Gefahren für das Land listet die “Generation Mitte” eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich auf, eine steigende Fremdenfeindlichkeit, Terroranschläge sowie die große Zahl von Flüchtlingen. Zudem hätten zwei Drittel der Befragten den Eindruck, dass immer häufiger Verbrechen geschehen. Genauso viele halten die Einkommens- und Vermögensverteilung hierzulande für ungerecht – beharren aber in gleicher Prozentzahl darauf, dass wer mehr leistet auch mehr verdienen soll und dass Arbeitslose weniger bekommen sollen als Berufstätige – ein klares Votum gegen mehr staatliche Umverteilung. Zinsreserve überfordertObwohl sich 60 % der “Generation Mitte” um ihren Lebensstandard im Alter sorgen (nach 54 % im Vorjahr), gingen die Beitragseinnahmen der Lebensversicherung – einschließlich Pensionskassen und -fonds – im ersten Halbjahr um 4,5 % zurück. Für dieses Minus machte GDV-Präsident Alexander Erdland das stark rückläufige Einmalbeitragsgeschäft verantwortlich, das die Unternehmen bewusst klein gehalten hätten. Solche Policen wurden bisher oft als Kapitalanlage genutzt, was sich wegen der niedrigen Zinsen inzwischen aber nicht mehr lohnt. Die Schaden- und Unfallversicherung meldet ein Beitragsplus von 3,1 %. Ohne das rückläufige Einmalgeschäft lägen die Prämieneinnahmen zur Jahresmitte über denen des Vorjahrs. Zunehmende Sorgen mache jedoch der geforderte rasche Aufbau der Zinszusatzreserve. Für 2016 schätzt der GDV einen Beitrag von 14 Mrd. Euro – eine Belastung, die “nicht mehr lange zu stemmen” sei. Entsprechend fordert Erdland einen langsameren Aufbau.—– Personen Seite 16