Handelskonflikt belastet Chinas Konjunktur

Einkaufsmanagerindizes für Juli zeigen nach unten - Politbüro deutet Anregungsmaßnahmen an

Handelskonflikt belastet Chinas Konjunktur

nh Schanghai – Neue Einkaufsmanagerindizes sowie eine Reihe von konjunkturellen Frühindikatoren deuten auf eine gebremste Expansion der chinesischen Wirtschaft im Juli hin. Dabei verstärken sich die Anzeichen dafür, dass der Handelsstreit zwischen China und den USA nach und nach stärker auf die chinesische Konjunkturentwicklung abfärbt. Chinas Wirtschaftslenker nehmen dies zum Anlass, neue Maßnahmen zur Konjunkturunterstützung anzudeuten. Nach einer Sitzung des Politbüros wurde am Dienstag ein Kommuniqué verbreitet, in dem von einer flexibleren Ausrichtung der chinesischen Wirtschaftspolitik die Rede ist. Dabei heißt es, die chinesische Konjunktur werde mit signifikanten Veränderungen des externen Umfeldes konfrontiert, auf die mit einer Reihe von gezielten Maßnahmen geantwortet werden müsse. In der Botschaft des Politbüros als wichtigstem politischen Lenkungsgremium werden allerdings keine weiteren Details genannt. In der vergangenen Woche hatte der chinesische Staatsrat und damit die Regierung unter dem Eindruck der wachsenden Handelsspannungen mit den USA bereits erste Weichenstellungen für eine “proaktivere” Geld- und Fiskalpolitik verkündet. Dabei werden Maßnahmen zur Senkung von Firmensteuern mit der Entlastung von kleinen und mittleren Unternehmen anvisiert und eine Ankurbelung von Infrastrukturinvestitionen mit neuen Finanzierungsprogrammen für Lokalregierungen in Aussicht gestellt. PMI-Daten enttäuschenDie am Dienstag vom Pekinger Statistikamt verbreiteten Einkaufsmanagerdaten warten mit einer negativen Überraschung auf, nachdem sich nicht nur im verarbeitenden Gewerbe, sondern auch im Dienstleistungssektor unerwartet deutliche Schleifspuren manifestieren. Beim Purchasing Managers Index (PMI) Manufacturing sieht man einen Rückgang von 51,5 auf 51,2 Punkte, der etwas stärker als von den Analysten erwartet ausfällt. Ökonomen der Nord/LB verweisen auf die als besonders aussagekräftiger Frühindikator geltende Subkomponente für neue Aufträge im Produktionssektor, wo der Indexwert deutlicher von 53,2 auf 52,3 Punkte zurückgekommen ist. Gleichzeitig sieht man eine Verschlechterung der Stimmungslage in exportverwandten Sektoren. Bei neuen Exportaufträgen ist der entsprechende Teilindex auf 49,8 Zähler gedrückt worden und liegt damit unter der sogenannten Expansionsschwelle bei 50 Punkten. Dieser Umstand deutet auf eine Kontraktionsbewegung im Vergleich zum Vormonat hin. Erstmals seit langem ist auch der Subindex für Importe unter die Marke von 50 Punkten gegangen, was sich ebenfalls auf handelspolitische Spannungen zurückführen lässt. Als Dämpfer gilt vor allem die unerwartet deutliche Eintrübung beim Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor, der um einen vollen Punkt auf 54,0 Zähler abgeglitten ist. Hier hatten die Experten mit einer stabilen Entwicklung gerechnet. Im PMI Services des Statistikbüros wird neben dem Dienstleistungssektor auch die Bauwirtschaft abgebildet. Analysten bei Bloomberg Economics, die eine Reihe von weiteren Frühindikatoren aggregieren, sprechen von einem nachlassenden Wirtschaftsvertrauen, wobei neben den handelspolitischen Belastungen auch angespannte Finanzierungskonditionen und ein mäßigeres Kreditvergabetempo eine Rolle spielen. Dabei sind vor allem kleine und mittlere Unternehmen negativ betroffen. Der von der Großbank Standard Chartered ermittelte China Small and Medium Enterprise Index ist im Juli vor allem wegen der Kreditkomponente von 56 auf 55,7 Punkte gesunken. Ein von World Economics verbreiteter Verkaufsmanagerindex habe sich im Juli zwar stabil gehalten, doch zeigten die Indikatoren für das Wirtschaftsvertrauen in China weiter nach unten, heißt es bei dem Londoner Researchhaus.