Handelskonflikt bremst US-Wirtschaft

Handelsbilanzdefizit fällt im August höher als erwartet aus - Firmen bestellen weniger Kapitalgüter

Handelskonflikt bremst US-Wirtschaft

Einen Tag nach der dritten Zinserhöhung der Federal Reserve in diesem Jahr haben Konjunkturdaten Hinweise darauf geliefert, dass die Handelspolitik der US-Regierung das Wachstum im dritten Quartal dämpfen könnte. US-Präsident Donald Trump zeigt sich unabhängig davon erneut unzufrieden mit der Notenbank. sp New York – Einen Tag nachdem optimistische Einschätzungen der US-Währungshüter zur Entwicklung der Volkswirtschaft die Federal Reserve zur dritten Zinserhöhung im laufenden Jahr bewogen haben, zeigen neue Konjunkturdaten, dass die von der US-Regierung angezettelten Handelskonflikte die Wirtschaft im dritten Quartal empfindlich bremsen könnten. Vor allem das unerwartet stark gestiegene Handelsbilanzdefizit im August und die im gleichen Zeitraum überraschend rückläufigen Bestellungen von Kapitalgütern durch Unternehmen gaben Beobachtern am Donnerstag zu denken. Trump kritisiert die FedUS-Präsident Donald Trump kritisierte den Zinsschritt der Fed unabhängig von den neuen Konjunkturdaten. “Wir machen als Land große Fortschritte. Unglücklicherweise haben sie die Zinsen gerade ein bisschen erhöht, weil wir uns so gut entwickeln. Ich bin nicht glücklich darüber”, erklärte Trump bereits am Mittwoch in New York am Rande der Generalversammlung der Vereinten Nationen.”Die Nettoexporte werden eine Bremse sein”, sagte Paul Ashworth, Chefökonom von Capital Economic, der seinen Ausblick für das dritte Quartal nach Veröffentlichung der Handelsbilanz für August von einem Wirtschaftswachstum zwischen 3 und 3,5 % auf 3 % herabsetzte.Im zweiten Quartal war die Volkswirtschaft noch um 4,2 % gewachsen, wie das US-Handelsministerium gestern mit der finalen dritten Schätzung bestätigte. Es war das stärkste Wachstum seit dem dritten Quartal 2014, wobei steigende Exporte allein 1,2 Punkte zum Wachstum beitrugen, was von der US-Regierung als Bestätigung ihrer Handelspolitik gewertet wurde.”Die Daten sehen düster aus”, sagte Ian Shepherdson, Chefökonom von Pantheon Macroeconomics mit Blick auf die jüngste Handelsbilanz, die mit einem Defizit von 75,8 Mrd. Dollar so schlecht wie zuletzt vor sechs Monaten ausgefallen ist. “Die Erklärung der Regierung, dass die Verringerung des Defizits im zweiten Quartal ein Resultat ihrer Handelspolitik ist, fällt auseinander.”Als Warnsignal werten Beobachter auch die im August überraschend gesunkenen Bestellungen von Kapitalgütern durch Unternehmen, die ohne Berücksichtigung der Luftfahrtbranche 0,5 % rückläufig waren, während Volkswirte nach einem Wachstum im Juli im Schnitt mit plus 0,4 % gerechnet hatten. Volatilität bei diesen Aufträgen ist zwar nicht ungewöhnlich, im aktuellen Umfeld schürte der erste Rückgang seit fünf Monaten aber die Sorge, dass US-Unternehmen wegen der handelspolitischen Unsicherheiten Investitionen verschieben. Dass auch die verfügbaren Mittel für Investitionen durch den Handelskonflikt geschmälert werden, hat in dieser Woche der Autobauer Ford deutlich gemacht, dem nach Angaben von CEO James Hackett wegen der Zölle auf Stahl und Aluminium bereits 1 Mrd. Dollar Gewinn entgangen sind. Am Donnerstag mahnte Chairman Bill Ford Verlässlichkeit in der Handelspolitik ein. “Unser Geschäft läuft deutlich besser, wenn es Sicherheit gibt”, sagte der Großenkel des Firmengründers bei einer Veranstaltung des Unternehmens.Die Aufträge für langlebige Güter insgesamt kletterten im August im Vergleich zum Vormonat um 4,5 % und übertrafen die Erwartungen deutlich. Einen großen Beitrag lieferten die Bestellungen von Flugzeugen und Ersatzteilen, die um knapp 70 % zulegten, während im Vormonat noch ein Rückgang um 29 % ausgewiesen wurde. Der US-Flugzeugbauer Boeing meldete im August allein 99 Bestellungen, während im Juli 25 Aufträge eingegangen waren. Ohne Transportgüter stiegen die Aufträge im August um 0,1 % und lagen damit unter den Erwartungen.Die Zahl der noch nicht abgeschlossenen Hausverkäufe ist im August um 1,8 % gefallen, wie die Maklervereinigung National Association of Realtors (NAR) mitteilte. Das ist der stärkste Rückgang seit Januar. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang um 0,5 % erwartet. Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fiel höher als erwartet aus. Wie das US-Arbeitsministerium mitteilte, stiegen sie um 12 000 auf 214 000. Volkswirte hatten im Schnitt nur mit 210 000 Anträgen gerechnet.