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Hartnäckigkeit statt Charisma - Antonis Samaras

dpa-afx - Um seine Aufgabe ist Antonis Samaras nicht zu beneiden. Der neue griechische Regierungschef muss das fast bankrotte Land wieder auf die Beine bringen. Der 60-jährige Chef der traditionell proeuropäischen konservativen Partei Nea Dimokratia...

Hartnäckigkeit statt Charisma - Antonis Samaras

dpa-afx – Um seine Aufgabe ist Antonis Samaras nicht zu beneiden. Der neue griechische Regierungschef muss das fast bankrotte Land wieder auf die Beine bringen. Der 60-jährige Chef der traditionell proeuropäischen konservativen Partei Nea Dimokratia (ND) gehörte lange Zeit zu den Gegnern des Sparprogramms, musste aber angesichts des Ausmaßes der Krise einlenken.Großes Charisma versprüht Samaras nicht. Der Spross einer reichen Athener Familie glänzte als junger Mann mit sportlichen Leistungen und wurde griechischer Jugend-Tennismeister. Später studierte er Wirtschaftswissenschaften am Amherst College in den USA. Das dortige Internat bewohnte er eine Weile gemeinsam mit dem späteren sozialistischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou. Sein Studium setzte er in Harvard fort. 1977 kehrte er nach Griechenland zurück und wurde als 26-Jähriger ins Parlament gewählt.Kritiker werfen Samaras vor, er könne trotz seiner langjährigen Erfahrung nicht die Massen bewegen, anders als der geschickte Taktiker und gute Redner Alexis Tsipras von der radikalen Linken. Dennoch konnte Samaras die Entscheidungswahl am Sonntag gewinnen.Die Griechen sind in ihrer Mehrheit proeuropäisch. Mehr als 80 % wollen in der Eurozone bleiben. Samaras hatte immer wieder betont, das Sparprogramm für Griechenland sei notwendig, es habe aber die Wirtschaft abgewürgt. Investitionen müssten her. Einer seiner Lieblingssätze mit Blick auf das Sparprogramm lautet: “Die Medizin ist gefährlicher als die Krankheit.”Samaras ist für seine Hartnäckigkeit bekannt. Als griechischer Außenminister trieb er das Land Anfang der neunziger Jahre in einen endlosen Streit um den Namen der nördlichen Nachbarrepublik Mazedonien: Die Republik sollte einen anderen Namen annehmen, der das Wort Mazedonien nicht enthält, unter anderem, weil es in Nordgriechenland eine gleichnamige Provinz gibt. Flirt mit NationalismusAls er merkte, dass sein Kurs nicht mehr von der Führung der regierenden ND getragen wurde, stürzte Samaras 1993 die Regierung zusammen mit einigen Abgeordneten und gründete eine neue Partei: den in nationalistischen Gewässern fischenden “Politischen Frühling”. Er scheiterte und versank elf Jahre lang in der politischen Bedeutungslosigkeit.Bereits 2007 hatte die ND ihrem Rebellen verziehen und ihn wieder aufgenommen. Nach der verheerenden Niederlage der Konservativen im Oktober 2009 kam die neue Chance für Samaras. Im November 2009 wurde er zum neuen Parteichef der ND gewählt.Nun warten neue, ungleich schwerere Aufgaben auf ihn. Er muss schnell und effektiv handeln. Seine Landsleute erwarten von ihm Maßnahmen, die zu Wachstum führen und Arbeitsplätze schaffen. Gelingt es ihm nicht, könnte seine Regierung mit Sozialisten und Demokratischen Linken sehr kurzlebig sein.