Stiftung Marktwirtschaft

Hayek sähe uns schon nah an der Knechtschaft

Schon 40 Jahre kämpft die Stiftung Marktwirtschaft zusammen mit dem Kronberger Kreis für eine Renaissance des ordnungspolitischen Denkens. Die Aufgabe wird beiden bleiben.

Hayek sähe uns schon nah an der Knechtschaft

Von Angela Wefers, Berlin

Zu ihrem 40-jährigen Geburtstag wurde die Stiftung Marktwirtschaft grundsätzlich. Bei ihrer Jubiläums­tagung in Berlin warf sie die Frage auf: „Wie sieht die Marktwirtschaft der Zukunft aus?“ Die Frage war gut gewählt, denn um die Marktwirtschaft muss man sich wirklich Sorgen machen. Was ihre Gründerväter einst in Freiburg als Soziale Marktwirtschaft – als System eines freien Marktes mit sozialem Ausgleich – konzipierten, hat sich mittlerweile in vielen Köpfen deformiert und verselbständigt. Umfragen zufolge wird die Soziale Marktwirtschaft inzwischen besonders mit der Politik der SPD konnotiert und nicht etwa mit der Union oder der FDP. Den Grünen ist das Konzept der sozialen Marktwirtschaft zu dünn. Es fehle das Ökologische, monierte der Bundestagsabgeordnete Andreas Audretsch bei der Tagung. Für die Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen, Franziska Brandmann, verkörpert das Wirtschaftskonzept das Aufstiegsversprechen in der Gesellschaft. Ihr Amtskollege von der Jungen Union, Tilman Kuban, mahnte an, dieses Versprechen müsse wieder erfüllt werden. Die Krankenschwester mit dem Facharbeiter könnte sich heute aber kein Eigenheim mehr leisten.

Dass der Begriff der sozialen Marktwirtschaft changiert und politisch missbraucht wird, ist nicht ganz neu. Neueren Datums ist aber der Einzug der Umverteilung ins System. Darauf wies der Düsseldorfer Wettbewerbsökonom Justus Haucap hin. Während ursprünglich erst das Marktergebnis umverteilt wurde, greift der Staat mittlerweile – mit Mindestlohn, Mietpreisbremse oder Strompreisbremse – direkt ins Marktgeschehen ein. „Die Preise verlieren ihre Signalfunktion“, warnte Haucap. Für Friedrich A. Hayek wären wir heute schon „sehr stark an der Knechtschaft“, resümiert die Juristin Heike Schweitzer die aktuelle Lage. Beide Wissenschaftler sind Mitglieder im sechsköpfigen Kronberger Kreis. Er steht der Stiftung Marktwirtschaft, die 1982 mit ihm zusammen noch unter dem Namen „Frankfurter Institut“ gegründet wurde, als wissenschaftlicher Beirat zur Seite. Zum Kreis gehören auch die liberalen Ordnungsökonomen Lars Feld, Clemens Fuest, Volker Wieland und Berthold Wigger.

Die schlanke Stiftung wird von Michael Eilfort und Bernd Raffelhüschen geführt.  Letzterer liefert die Analysen zur Generationenbilanz und der invisiblen, impliziten Staatsverschuldung. Als Denkfabrik arbeitet die Stiftung parteiunabhängig und ohne Staatsmittel an einer „Renaissance ordnungspolitischen Denkens in Deutschland und Europa – geleitet von der Überzeugung, dass der Markt für die Gesellschaft mehr Freiheit und Wohlstand hervorbringen kann als staatliches Handeln“. Diese Aufgabe dürfte ihr auch in den nächsten 40 Jahren nicht ausgehen.

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