Helikoptergeld bislang kein Thema im EZB-Rat

Weitere Lockerung bei Kreditsicherheiten im Fokus

Helikoptergeld bislang kein Thema im EZB-Rat

rec Frankfurt – Die führenden Notenbanker der Eurozone haben den Einsatz von Helikoptergeld laut ihrer Präsidentin bislang nicht im EZB-Rat thematisiert. Das schrieb EZB-Chefin Christine Lagarde dem EU-Parlamentarier Philippe Lamberts auf eine entsprechende Frage. Dabei geht es um Bargeldtransfers an Privathaushalte, wie sie etwa die Regierungen in Japan und den USA in der Coronakrise beschlossen haben. In einem separaten Schreiben an den italienischen EU-Abgeordneten Marco Zanni strich Lagarde zudem das Verbot eines direkten Ankaufs von Staatsanleihen am Primärmarkt heraus. Beide Briefe veröffentlichte die Notenbank am Mittwoch auf ihrer Homepage.Politiker und Beobachter argwöhnen seit Längerem, die EZB sei mit ihren geldpolitischen Möglichkeiten nahezu am Ende. Auch Lagarde hatte zwischenzeitlich auf begrenzten Handlungsspielraum der Geldpolitik hingewiesen. Zuletzt betonte sie aber, die EZB könne und werde bei Bedarf nachlegen. Schon jetzt versuchen die Währungshüter mit nie dagewesenen Maßnahmen die wirtschaftlichen Schäden der Pandemie für den Euroraum einzudämmen. Allein über das Notfallanleihekaufprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) sind bis Jahresende Anleihekäufe über 750 Mrd. Euro angedacht. Bislang hat die EZB dabei ein Tempo angeschlagen, mit dem das Kaufvolumen bereits im Oktober erreicht wäre.Das nährt Spekulationen, die Notenbank könnte nachlegen. Denkbar sind weitere Erleichterungen bei den Sicherheiten, die Geschäftsbanken bei Refinanzierungsgeschäfte hinterlegen müssen. So könnte die EZB künftig auch Anleihen von Unternehmen und Banken akzeptieren, die im Zuge der Coronakrise ihr Investmentgrade verloren haben (“Fallen Angels”). Darüber beriet der EZB-Rat nach Informationen der Börsen-Zeitung gestern in einer Videoschalte. Zunächst hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg darüber berichtet. Ergebnisse lagen bei Redaktionsschluss nicht vor. Hinter den Überlegungen steht die Sorge, dass sich infolge des wirtschaftlichen Stillstands in weiten Teilen der Eurozone und einer weiteren Ausbreitung der Pandemie die Finanzierungsbedingungen von Firmen und Staaten wie Italien verschlechtern. Die nächste reguläre Sitzung des EZB-Rats ist für nächste Woche Mittwoch und Donnerstag terminiert.