"Helikoptergeld" ist für EZB kein Thema mehr

Notenbanker bremsen Debatte - Praet ärgert sich über deutsche Kritik

"Helikoptergeld" ist für EZB kein Thema mehr

ms Frankfurt – Führende Euro-Notenbanker haben sich von der Idee von Geldgeschenken der Europäischen Zentralbank (EZB) in Form von “Helikoptergeld” distanziert – zugleich aber unterstrichen sie, dass sie sich dennoch nicht am Ende ihrer Möglichkeiten sehen. “Das ist nicht auf dem Tisch in irgendeiner Gestalt oder Form”, sagte EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio gestern bei der Vorstellung des EZB-Jahresberichts im EU-Parlament in Brüssel über Helikoptergeld. Darüber werde “nicht einmal diskutiert”, sagte auch EZB-Chefvolkswirt Peter Praet bei einer Notenbankkonferenz in Frankfurt.Praet bekräftigte aber, dass die EZB noch genügend Instrumente zur Verfügung habe, um auf neue Schocks für die Wirtschaft zu reagieren: “Falls es zu weiteren negativen Schocks kommen sollte, könnten wir unsere Maßnahmen erneut anpassen, um der Stärke des Gegenwindes zu begegnen.” Er widersprach zudem Einschätzungen, die Geldpolitik könne nichts mehr bewirken.EZB-Präsident Mario Draghi hatte unlängst mit seiner Bemerkung, Helikoptergeld sei ein “sehr interessantes Konzept”, eine aufgeregte Debatte und Spekulationen ausgelöst, die EZB könne im Kampf gegen die Mini-Inflation Geld an Haushalte, Unternehmen oder Staaten verschenken. Vor allem in Deutschland gab es einen Aufschrei. In Berlin wurden sogar Rufe nach einer Einmischung der Regierung in die Geldpolitik laut – trotz der Unabhängigkeit der EZB.Mit ihren Aussagen scheinen die Notenbanker die Debatte über Helikoptergeld nun bremsen zu wollen. Solche Geldgeschenke seien auch legal schwierig und in der Umsetzung sehr riskant, sagte in Frankfurt auch Italiens Notenbank-Chef Ignazio Visco, der als Verfechter eines aggressiven EZB-Kurses gegen die Mini-Inflation gilt. Im März lag die Teuerungsrate bei – 0,1 %. Die EZB strebt mittelfristig knapp unter 2 % an.Praet und die anderen Notenbanker appellierten erneut an die Politiker, ihren Beitrag für ein stärkeres Wachstum im Euroraum zu leisten. Vehement wies Praet die Kritik aus Deutschland am EZB-Kurs zurück und ließ erkennen, wie sehr ihn und wohl auch andere in der Notenbank die Vorwürfe ärgern: “Wie in diesem Land auf diese Institution geschossen wird, ist manchmal schwer zu ertragen”, sagte Praet.—– Schwerpunkt Seite 7