GELDPOLITIK IM FOKUS

Herantasten an die Zinswende

Währungshüter in Brasilien und Norwegen bereiten Märkte auf Erhöhung vor

Herantasten an die Zinswende

rec Frankfurt – Erste Währungshüter aus der zweiten Reihe der Weltwirtschaft tasten sich an Zinserhöhungen heran. Die norwegische Zentralbank bekräftigte gestern ihre Absicht, sich in der ersten Jahreshälfte 2022 von dem seit Mai 2020 geltenden Nullzins zu verabschieden. In Brasilien verdichteten sich Anzeichen, dass eine Zinswende bevorsteht – womöglich schon in einigen Monaten.Im Kontrast zu Geldpolitikern der führenden Zentralbanken senden Norweger und Brasilianer somit verstärkt Signale, dass mit dem erwarteten Abflauen der Corona-Pandemie infolge der Impfkampagnen allmählich die Zeit ultraniedriger Zinsen zu Ende gehen dürfte. Sie sind auch forscher als das Gros der Zentralbanken, wie neben den Sitzungen von Europäischer Zentralbank und Bank of Japan auch der jüngste Beschluss der Bank of Canada beweist. Sie tastete den Leitzins in dieser Woche bei 0,25 % nicht an mit Verweis auf die noch immer hohe Unsicherheit und ihr Inflationsziel von 2 %, das nach internen Schätzungen für Jahre außer Reichweite liegen dürfte.Zwar beließen auch Norges Bank und Banco Central do Brasil ihre Leitzinsen auf Tiefständen von 0 % und 2 %. Zugleich bereiteten sie die Märkte aber darauf vor, ihre Geldpolitik absehbar zu straffen, sofern die einsetzende wirtschaftliche Erholung anhält und wie erwartet die Inflation anzieht. Brasiliens Währungshüter haben den Selic im Verlauf der Coronakrise von 4,5 % vor einem Jahr auf immer neue Rekordtiefs abgesenkt. Bankvolkswirte erwarten ab dem Frühsommer mehrere Aufwärtsrevisionen in der Größenordnung von 100 bis 150 Basispunkten. Das dürfte auch die im Zuge der Coronakrise stark schwächelnde Landeswährung Real stützen. DZ-Bank-Ökonom Stefan Grothaus verwies indes darauf, dass dies im Vergleich mit anderen Schwellenländern nach wie vor ein niedriges Zinsniveau bedeute.Norwegens Notenbank hielt trotz strikterer Corona-Beschränkungen im Land an ihrer Wachstumsprognose aus dem Dezember fest, weil die zwischenzeitlich angelaufenen Impfungen die Wirtschaftsleistung im Verlauf des Jahres treiben dürften. ING-Ökonom Petr Krpata zufolge unterstrich sie damit indirekt ihren Zinsausblick, der schrittweise Erhöhungen des im Mai 2020 auf null abgesenkten Einlagesatzes vorsieht.