Hermann Remsperger 65
Von Stephan Lorz, FrankfurtIn voller Fahrt hatte man Hermann Remsperger seinerzeit ausgebremst: Weil er parteipolitisch keine Lobby hatte, wurde sein Vertrag bei der Bundesbank 2009 nicht mehr verlängert. Der Vorstand wurde von acht auf sieben Personen verkleinert. Für ihn war kein Platz mehr. Auch sein Kollege Hans Reckers musste seinen Posten aufgeben. Für beide folgte seinerzeit der umstrittene Thilo Sarrazin nach, weil die Bundesländer Berlin und Brandenburg, die das inoffizielle Recht für den Personalvorschlag hatten, dem Berliner Finanzsenator den Zuschlag für die vakante Stelle gegeben hatten.Dass Remsperger seinen Job nicht weiter fortführen konnte, war nicht nur menschlich unverständlich, weil der Chefvolkswirt noch so voller Tatendrang und Energie steckte, sondern auch im Hinblick auf seine intellektuellen Fähigkeiten in keinster Weise nachvollziehbar. Der Bundesbank ging ein Vordenker verloren, dessen brillante Analysen in den ersten Monaten der Finanzkrise die Notenbankführung die richtigen Entscheidungen hatte treffen lassen. Als Chefvolkswirt hatte der erfahrene Geldpolitiker damals neben Bundesbankchef Axel Weber den wohl stressigsten und sicherlich den reiseintensivsten Job im Vorstand der Notenbank.Der Bundesbank ging Remsperger aber nicht ganz verloren. Er ist Ratsvorsitzender der “Stiftung Geld und Währung”. Zweck der Stiftung ist es, das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Bedeutung stabilen Geldes zu erhalten und zu fördern. Dieses Anliegen ist in den Händen Remspergers sehr gut aufgehoben. Die Stiftung fördert die wirtschafts- und rechtswissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet des Geld- und Währungswesens, ist im Frankfurter House of Finance (HoF) mit Graduiertenprogrammen engagiert und fördert das Institute for Monetary and Financial Stability (IMFS). Im HoF sitzt Remsperger im Board of Trustees. Auch an der Goethe-Universität Frankfurt ist er weiterhin als Honorarprofessor tätig.Zuletzt hatte Remsperger bei der Bundesbank mit dem Zentralbereich “Internationales” ein gewichtiges Ressort der Notenbank verantwortet. In dieser Funktion bereitete er Tagungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor und leistete die Gremienarbeit im Forum für Finanzstabilität (FSF), das inzwischen um die Schwellenländer zum Financial Stability Board (FSB) erweitert wurde. Bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), dem IWF, FSF, dem Wirtschafts- und Finanzausschuss (WFA) der Europäischen Union, den Treffen der führenden Industrieländer war es darüber hinaus sein Job, die Interessen der Bundesbank bzw. Deutschlands zu vertreten. Bevor er den Bundesbank-Zentralbereich Internationales übernahm, war Remsperger für die Monatsberichte zuständig, verantwortete zudem das Forschungszentrum sowie die Statistik.An Heiligabend feiert Remsperger seinen 65. Geburtstag.