Die Bundesregierung will mittelständische Unternehmen von Bürokratiekosten bei Bilanzierung und Rechnungslegung entlasten. Die Schwellenwerte für die Unternehmensgrößenklassen sollen rückwirkend für das Geschäftsjahr 2023 um 25% angehoben werden. Das Bundeskabinett beschloss dazu einen Regierungsentwurf. Die Kosten der Offenlegungspflicht von publizitätspflichtigen Unternehmen sinken nach Angaben des Justizministeriums um 650 Mill. Euro oder 16%. Justizminister Marco Buschmann (FDP) bezeichnete den Bürokratieabbau als "Konjunkturprogramm zum Nulltarif". Von der Anhebung der Schwellenwerte profitierten hierzulande 52.000 Unternehmen – Kapitalgesellschaften, haftungsbeschränkte Personenhandelsgesellschaften und Genossenschaften. Die Schwellenwerte legen die Größenklassen für Kleinstunternehmen sowie kleine, mittlere und große Unternehmen oder Gruppen fest. Umgesetzt wird damit eine geänderte Europäische Richtlinie vom Oktober 2023.

Bei Kleinstkapitalgesellschaften lauten die Schwellenwerte künftig: 450.000 (bislang 350.000) Euro Bilanzsumme und 900.000 (700.000) Euro Umsatz bei zehn Mitarbeitern. Bei kleinen Kapitalgesellschaften steigen die Merkmale auf 7,5 (6) Mill. Euro Bilanzsumme, 15 (12) Mill. Euro Umsatz bei 50 Mitarbeitern; bei mittelgroßen Unternehmen auf 25 (20) Mill. Euro Bilanzsumme und 50 (40) Mill. Euro Umsatz bei 250 Arbeitnehmern. Mutterunternehmen sind von einem Konzernabschluss befreit, wenn die Konzernbilanzsumme bei 250 Beschäftigten unter 30 (24) Mill. Euro und der Umsatz unter 60 (48) Mill. Euro bleibt. Es müssen zwei von drei Merkmalen erfüllt sein. Die Arbeitnehmerzahlen ändern sich nicht. Um das parlamentarische Verfahren zur beschleunigen, wollen die Ampel-Fraktionen den Entwurf direkt im Bundestag beraten.