DIE WAHL IN GROSSBRITANNIEN

Hoffen auf höhere Staatsausgaben

Javid verspricht "Deal-Dividende" - Volkswirte erwarten nach Tory-Wahlsieg wirtschaftliche Erholung

Hoffen auf höhere Staatsausgaben

hip London – Schatzkanzler Sajid Javid hat der britischen Wirtschaft nach dem Wahlsieg der Konservativen eine “Deal-Dividende” in Aussicht gestellt. Man müsse sich nur die Reaktion an den Finanzmärkten auf das Wahlergebnis ansehen, sagte er dem Fernsehsender Sky News. Ihm seien Anleger bekannt, die sich entschlossen hätten, in Großbritannien zu investieren, weil die Ungewissheit nun ein Ende habe. Die Regierung hatte immer wieder den Investitionsstau beschworen, der sich auflösen werde, sobald klare Verhältnisse herrschen. Das war unter Wirtschaftsvertretern aber alles andere als Konsens. Tatsächlich entwickelten sich die ausländischen Direktinvestitionen nicht schlecht, nachdem sie 2016 – im Jahr des EU-Referendums – wegen zweier großer Übernahmen Rekordniveau erreicht hatten. Sie waren zwar 2017 und 2018 rückläufig, aber immer noch höher als in jedem anderen Jahr zwischen 2010 und 2015. Aus Sicht der Volkswirte der HSBC könnten sich zwar die Portfolioinvestitionen in britische Aktien erhöhen. Das habe allerdings keine Auswirkungen auf die Realwirtschaft. Es könne allenfalls dazu führen, dass das Pfund aufwerte, was sich negativ auf die Exportwirtschaft auswirken würde.”Es ist von entscheidender Bedeutung, dass dieses neue Kapitel mehr Stabilität und eine positive Vision für die City, London und Großbritannien bringt”, sagte Catherine McGuinness, Policy Chair der City of London Corporation. Sie verband ihre Glückwünsche an Boris Johnson mit der Forderung, mehr in Ausbildungsmaßnahmen und in die Infrastruktur zu investieren. Carolyn Fairbairn, die Chefin des Unternehmensverbands CBI, hatte mit Innovationsförderung und einer unternehmensfreundlichen Zuwanderungspolitik noch zwei andere Punkte auf ihrem Wunschzettel.Wenn es allerdings darum geht, die Staatsausgaben zu steigern, zeigten sich die Tories im Wahlprogramm relativ schüchtern. Wie David Owen, der für Europa zuständige Chefvolkswirt von Jefferies, feststellt, sollen die Staatsausgaben am Ende der Legislaturperiode 3 % des Bruttoinlandsprodukts erreichen, was einer Steigerung um 0,2 Prozentpunkte jährlich entspräche. “Nichtsdestotrotz signalisiert es das Ende der Sparpolitik”, konstatierte der Schroders-Stratege Azad Zangana. Es bedeute auch das Ende der bestehenden fiskalischen Regeln. Die Regierung habe nicht vor, über die laufende Legislaturperiode hinweg einen ausgeglichenen Haushalt anzustreben. Bei Jefferies geht man davon aus, dass das Wachstum durch die Maßnahmen der Regierung 2020 auf 1,5 % und 2021 auf 1,7 % steigen könnte. Am Markt wird nun auf eine Zinssenkung der Bank of England im kommenden Jahr spekuliert.