Hoffnungen ruhen auf privatem Konsum
Von Alexandra Baude, FrankfurtKonjunkturell gesehen wird für das Jahr 2020 im Grunde eine gepflegte Langeweile erwartet. Denn die großen Themen, die die Weltwirtschaft wohl bewegen werden, scheinen dieselben zu sein, die auch das alte Jahr geprägt haben. So steht der genaue Ausgang des Brexits immer noch nicht fest. Der Welthandel, der 2019 seinen Schwung verloren hat, dürfte nur leicht expandieren. Und die wichtigsten Notenbanken werden wohl im Großen und Ganzen an ihrer extrem lockeren Geldpolitik festhalten.Dass US-Präsident Donald Trump den Handelskonflikt mit China in einem Wahljahr eskalieren lässt, erwartet derzeit niemand – und auch Chinas Staatschef Xi Jinping dürfte daran gelegen sein, dem Phase-1-Deal weitere Schritte bis hin zu einer Einigung folgen zu lassen. Gestützt wird die Weltwirtschaft weiter vom privaten Konsum vor dem Hintergrund der robusten Arbeitsmärkte, wohingegen die politischen Unsicherheiten die Investitionstätigkeit dämpfen. Den entwickelten Volkswirtschaften wird nur wenig, den Schwellenländern ein beschleunigtes Wachstum zugetraut. Die Abwärtsrisiken bleiben hoch. EuroraumDie Industrieschwäche – insbesondere in der größten Euro-Volkswirtschaft Deutschland – belastet die Wirtschaft im Euroraum weiter. Das signalisiert auch der entsprechende Einkaufsmanagerindex. Zudem lassen die harten Daten zu Kapazitätsauslastung und Wertschöpfung keine baldige Besserung erwarten, was entsprechenden Niederschlag bei den Exporten und der Investitionstätigkeit findet. Den stärker binnenwirtschaftlich orientierten Ländern wie Frankreich und Spanien wird da ein kräftigeres Wachstum zugetraut als dem stark exportorientierten Deutschland. Italien, so schätzen die Experten, wird das Sorgenkind des gemeinsamen Währungsraums bleiben. Die Prognosen der Volkswirte für das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Euroland für 2020 liegen im Bereich von 0,9 bis 1,5 %. 2021 sollte dann die Euro-Wirtschaft wieder mehr Schwung aufnehmen. 2018 war die Wirtschaft des gemeinsamen Währungsraums um 1,9 % gewachsen, 2019 werden es etwa 1,2 % sein. Vereinigtes KönigreichGroßbritannien steht ein eher maues Jahr bevor. Zwar sind die binnenwirtschaftlichen Kräfte noch recht robust, denn die Brexit-Unsicherheit zeigt sich bisher nur in Form einer geringen Investitionsbereitschaft. Doch je nachdem, wie die Verhandlungen über das künftige Verhältnis zur EU verlaufen und ob es gelingt, sie tatsächlich bis Ende 2020 abzuschließen, könnten die Spuren tiefer werden, die der Brexit erzeugt. Denn Beschäftigungsaufbau und Lohnwachstum schwächen sich bereits ab, und auch die Zuversicht der Verbraucher lässt nach. Für 2020 wird daher mit einer langsameren Gangart gerechnet – die Prognosen liegen bei 1,0 % bis 1,3 % -, bevor das BIP 2021 angesichts schwindender Unsicherheit wegen des Brexits und einer leichten Erholung des Welthandels wieder etwas stärker erwartet wird. 2018 hatte das BIP 1,4 % zugelegt, 2019 sollen es 1,3 % sein. USADie USA befinden sich in der längsten Aufschwungphase der Nachkriegszeit. Seit Juni 2009 geht es bergauf. Mit einem jährlichen BIP-Plus von 2,3 % ist der Aufschwung aber für US-Verhältnisse recht schwach. Nach einem Wachstum von 2,9 % (2018) und 2,3 % (2019) erwarten Ökonomen für 2020 ein Plus zwischen 1,7 % und 2,0 %. Treiber sind die privaten Konsumausgaben, während die Investitionstätigkeit bei Ausrüstungen nachlassen dürfte. Nachdem die expansiven Effekte der Steuerreform von 2017 ausgelaufen sind, sind keine weiteren Fiskalimpulse zu erwarten. ChinaFür China wird ein nahezu unverändertes Wachstum von 5,8 % bis 6,1 % erwartet, nach 6,5 % im Jahr 2018 und 6,2 % im Jahr 2019 – dies vor dem Hintergrund der schwächeren Währung, umfangreicher Steuer- und Abgabensenkungen sowie staatlicher Infrastrukturinvestitionen. Der Außenhandel hat sich im Jahresverlauf 2019 stabilisiert, so dass sich der Handelskonflikt auch 2020 nicht allzu sehr auswirken sollte.