Hohe Arbeitslosigkeit behindert Integration
Hohe Arbeitslosigkeit behindert Integration
Ifo-Studie: Beschäftigungschancen von Geflüchteten sinken – Fremdenfeindlichkeit kostet
ast Frankfurt
Eine hohe regionale Arbeitslosigkeit kann die Integration von Geflüchteten maßgeblich behindern. Das geht aus einer Studie hervor, die das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch vorgestellt hat. Auch die mangelnde Aufnahmebereitschaft der Menschen verringert die Integrationschancen. „Eine niedrige Arbeitslosigkeit in einem Landkreis erleichtert dort die Beschäftigungsaufnahme und damit die Eingliederung“, schreibt Panu Poutvaara, Mitautor der Studie und Ifo-Leiter für Migration. „Eine Reform des Verteilungsmechanismus sollte die Integrationsfähigkeit der Bundesländer stärker berücksichtigen. Zum Beispiel könnten Steuereinnahmen pro Kopf oder offene Stellen in der Region mit einfließen“, schlägt Poutvaara vor.
Europa diskutiert
In der EU streiten die Staaten derzeit über eine Reform des Asyls. So diskutiert Brüssel etwa über einen stärkeren Schutz von Europas Außengrenzen. Auch die einfachere Weiterleitung von Ankömmlingen an andere Staaten steht zur Debatte. Ziel ist eine faire Verteilung der Geflüchteten auf alle Länder. Derzeit nimmt etwa Deutschland überdurchschnittlich viele Asylbewerber auf, während Polen und Ungarn sich bis zum Ausbruch des Ukraine-Kriegs zurückhielten.
Gehalt leidet
Deutschland verteilt Asylsuchende derzeit gemäß dem „Königsteiner Schüssel“ auf die Länder. Bei diesem fließen Bevölkerungszahl und Wirtschaftsleistung des jeweiligen Bundeslandes in die Rechnung mit ein. Die Verteilung auf die Landkreise erfolgt dann weitgehend nach der Zahl der Einwohner. Die Forscher schreiben nun, dass eine höhere Arbeitslosigkeit in einem Landkreis die Chancen der Geflüchteten auf einen Job senkt. Demnach sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Geflüchtete eine Beschäftigung finden, um fünf Prozentpunkte, wenn die Arbeitslosigkeit in dem Landkreis einen Prozentpunkt höher liegt.
Gelingt es den Asylsuchenden, eine Anstellung zu finden, liegt der Lohn im Schnitt um 35% niedriger, wenn die Arbeitslosigkeit einen Prozentpunkt höher ist. Allgemein gilt: Je länger sie sich in Deutschland aufhalten, desto wahrscheinlicher finden sie eine Arbeit (siehe Grafik). Selbiges gilt auch für den Bruttomonatslohn. Doch nicht nur wirtschaftliche Faktoren beeinflussen die Integrationschancen.
Dem Ifo-Bericht zufolge sind auch die Kosten von Fremdenfeindlichkeit nicht zu unterschätzen. Sie führen ebenfalls häufig dazu, dass Geflüchtete keinen Job finden oder wenig verdienen. Damit sind sie jedoch auf Sozialleistungen angewiesen. Gleichzeitig entgehen dem Staat auf diese Weise mögliche Steuereinnahmen. Die Autoren sprechen sich daher dafür aus, an den Ankunftsorten durch Prävention und Aufklärung solchen Stimmungen entgegenzuwirken.
Umstände berücksichtigen
Die Forscher schlagen vor, bei der Verteilung der Ankömmlinge noch stärker die Integrationsfähigkeit der Bundesländer zu berücksichtigen. Da sich eine Variable für die Fremdenfeindlichkeit nur schwer beziffern ließe, schlagen die Ifo-Autoren vor, die Zuweisung von Geflüchteten in Bezug auf das Einkommen progressiver zu gestalten. So könnte etwa nur der Anteil der Steuereinnahmen über einem bestimmten Pro-Kopf-Niveau in Betracht gezogen werden. Auch der Anteil offener Stellen könnte ein Kriterium sein.
Auf europäischer Ebene sprächen die Ergebnisse eher gegen eine zentrale und gleiche Verteilung von Geflüchteten auf die Mitgliedsländer. Befürworter einer Quote betonen, dass diese zu einer gerechteren Lastenteilung führen würde. „Werden Asylsuchende auf weniger aufnahmebereite Länder verteilt, steigt das Risiko einer missglückten Integration, die Folgekosten nach sich zieht“, warnt Poutvaara.