US-Wirtschaft

Hohe Inflation könnte Fed in Zugzwang bringen

Die andauernd hohe Inflation in den USA könnte der Notenbank als Anlass dienen, im Juni die elfte Zinserhöhung in Folge zu beschließen. Unterdessen könnte im Streit um die US-Schuldengrenze endlich eine Lösung in Sicht sein.

Hohe Inflation könnte Fed in Zugzwang bringen

Die hartnäckig hohe Inflation in den USA könnte die Notenbank veranlassen, bei ihrer nächsten Sitzung im Juni eine weitere Leitzinserhöhung zu beschließen. Wie das Handelsministerium berichtete, stieg der PCE-Preisindex, der bevorzugte Inflationsindikator der Fed, im April sowohl an der Gesamtrate als auch an der Kernrate gemessen um 0,4%. Im Vorjahresvergleich legten die Preise um 4,4% zu. Ohne Berücksichtigung der schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise stieg der PCE-Deflator um 4,7% an. Im April hatte das Ministerium Jahresraten von 4,2% und 4,6% ermittelt.

Hartnäckige Inflation könnte Fed in Zugzwang bringen

PCE-Preisindex legt im April wieder stärker zu – Kompromiss zur Anhebung der Schuldengrenze in Sicht

det Washington

Sämtliche Zahlen, sowohl auf Monats- als auch auf Jahressicht, lagen leicht oberhalb der Werte, die Bankvolkswirte vorausgesagt hatten. Die Zahlen haben Ökonomen zufolge die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) der Notenbank bei seiner nächsten Sitzung Mitte Juni das elfte Mal in Folge den Tagesgeldsatz hochschrauben wird. So ging das viel beachtete FedWatch Tool der CME Group nach der Veröffentlichung der jüngsten Zahlen mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 50% davon aus, dass die Währungshüter in dreieinhalb Wochen den Zielkorridor für den Leitzins um 25 Basispunkte auf 5,25 bis 5,5% anheben werden. Angesichts der Sorgen um eine mögliche Rezession und der Preisstabilisierung, auf die Indikatoren wie der Verbraucherpreisindex hindeuteten, hatte zuvor eine Zinspause im Juni als wahrscheinlich gegolten.

Als positive Entwicklung hoben Volkswirte die Tatsache hervor, dass die Konsumfreude im April trotz der hohen Preise ungebrochen war. So schraubten Verbraucher ihre Ausgaben um 0,8% hoch und übertrafen damit deutlich die Markterwartungen, die bei 0,4% gelegen hatten. In den beiden vorangegangenen Monaten waren die Konsumausgaben nur um jeweils 0,1% gestiegen. Die Privateinkommen stiegen nach einem Plus von 0,3% im März um 0,4% im April.

Auftragseingänge steigen weiter

Wie das Census Bureau des Handelsministeriums in einem getrennten Bericht meldete, legten die Auftragseingänge für langlebige Güter im April um 1,1% zu und wiesen damit den zweiten Anstieg in Folge auf. Getrieben wurde der Anstieg von Transportausrüstungen, bei denen die Bestellungen um 3,7% kletterten. Ohne die Transportkomponente wurde ein Rückgang um 0,2% gemessen, und ohne Rüstungsgüter gaben die Neuaufträge um 0,6% nach. Das Ministerium meldete außerdem eine kräftige Ausweitung des Außenhandelsdefizits. So schoss der Fehlbetrag im Handel mit Waren im April um 17,0% auf 96,8 Mrd. Dollar hoch.

Unterdessen schien sich im Streit um eine Anhebung der US-Schuldengrenze am Freitag erstmals ein Kompromiss abzuzeichnen. Wie gut unterrichtete Kreise berichteten, würde das Limit, das der Kongress zuletzt im Dezember 2021 auf 31,4 Bill. Dollar hochgeschraubt hatte, für zwei Jahre erhöht werden. Im Gegenzug wäre Präsident Joe Biden bereit, die Ausgaben des Bundes für denselben Zeitraum einzufrieren. Davon ausgenommen wären lediglich die Rüstungsausgaben und das Ministerium für Kriegsveteranen.

Trotz der Aussichten auf eine Einigung hatten sich viele Kongressmitglieder am Freitag bereits in das lange Feiertagswochenende verabschiedet. Oppositionschef Kevin McCarthy hatte allerdings die republikanischen Abgeordneten angewiesen, sich bereitzuhalten und innerhalb von 24 Stunden nach Washington zurückzukehren, sollte ein entsprechender Gesetzestext fertiggestellt und zur Abstimmung vorgelegt werden. Finanzministerin Janet Yellen hatte davor gewarnt, dass dem Fiskus am 1. Juni, also kommenden Donnerstag, das Geld ausgehen könnte.

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