Hohe Inflation setzt Schwedens Zentralbank unter Druck
Hohe Inflation setzt
Schwedens Notenbank unter Druck
Kerninflation sinkt weniger stark als erwartet
mpi Frankfurt
Der Preisdruck in Schweden bleibt hartnäckig und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die schwedische Zentralbank bei ihrer Sitzung Ende Juni eine weitere Zinserhöhung verkündet. Die Inflationsrate ging im Mai von 10,5% auf 9,7% zurück, wie die schwedische Statistikbehörde am Mittwoch in Stockholm verkündete. Die von der Zentralbank viel beachtete Inflationsrate ohne Berücksichtigung von Änderungen bei den Hypothekenzinssätzen lag im Mai bei 6,7%. Im April waren es 7,6%. Beide Inflationsraten liegen deutlich oberhalb des Teuerungssziels der Riksbank.
Zudem sinkt die Kerninflation kaum. Diese – bei der die schwankungsanfälligen Lebensmittel- und Energiepreise ausgeklammert werden – fiel im Mai von 8,4% auf 8,2%. Die Riksbank hatte einen deutlicheren Rückgang auf 8,1% erwartet, von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Analysten hatten im Schnitt sogar mit 7,8% gerechnet. Die Kerninflation gilt als besserer Gradmesser für den zugrunde liegenden Preisdruck als die Gesamtrate. Preistreiber der Inflation waren unter anderem höhere Kreditzinsen für Immobilienbesitzer, steigende Preise für Einrichtungsgegenstände sowie höhere Preise bei Restaurants und Hotels. Kurios: Der letzte Punkte dürfte laut Ökonomen im Mai stark von einer Konzerttour der amerikanischen Sängerin Beyoncé beeinflusst worden sein. Circa 80.000 Fans kamen an zwei Tagen nach Stockholm, um ihre Auftritte zu sehen. Dies dürfte die Hotelpreise in der schwedischen Hauptstadt laut Danske-Bank-Ökonom Michael Grahn nach oben katapultiert haben. „Wir gehen davon aus, dass sich die Preise für Hotels und Tickets im Juni wieder normalisieren“, sagte Grahn.
Am 29. Juni steht der nächste Zinsentscheid der Riksbank an. Beobachter gehen davon aus, dass die Notenbank den Leitzins um 25 Basispunkte erhöht. Die schwedische Krone schwächelt im Vergleich zum Euro, weswegen die Riksbank darauf achten dürfte, dass die Leitzinsen im Land höher sind als in der Eurozone. Nach der von den Märkten fest eingeplanten Erhöhung der Leitzinsen in der Eurozone am Donnerstag um 25 Basispunkte würden die Einlagensätze im Euroraum und in Schweden jeweils bei 3,5% liegen. Die schwedische Zentralbank hatte zuletzt signalisiert, die Leitzinsen entweder im Juni oder im September zu erhöhen.