Holpriger Start in Hellas-Verhandlungen

Bundesbürger erwarten Pleite - Sorgen um Banken

Holpriger Start in Hellas-Verhandlungen

fed/Reuters Brüssel/Athen – Die Verhandlungen über Milliardenhilfen für Griechenland erweisen sich bereits zum Start als schwierig. Die Kapitalgeber haben schon zum Auftakt Zweifel daran, dass die griechische Regierung das gleiche Verständnis von den Verabredungen hat, die beim Euro-Gipfel vor zwei Wochen getroffen wurden, wie die EU, die Europäische Zentralbank (EZB) und der Internationale Währungsfonds (IWF). So registrierten die Unterhändler der Institutionen am Freitag etwa mit Befremden, dass sie in einem Hotel außerhalb Athens untergebracht werden sollen – was die Recherche in Behörden und Dienststellen vor Ort erschwert. Noch kein Antrag beim IWFBeim Euro-Gipfel war ausgemacht worden, dass die Arbeitsbeziehungen zwischen Athen und den Institutionen “normalisiert” werden sollten. Für Verunsicherung sorgte zudem die Tatsache, dass Griechenland zunächst noch keinen Hilfsantrag beim IWF gestellt hat – obwohl in der Gipfelerklärung festgestellt wird, dass der IWF auch über das Frühjahr 2016 hinaus an Bord bleiben soll. Vor dem Hintergrund dieser und anderer ungeklärter Fragen wurde der Start der Verhandlungen zunächst verschoben. In Brüssel hieß es am Freitag, dass die Unterhändler in den nächsten Tagen ihre Arbeit in Athen aufnehmen würden.Diplomaten rechnen mit sehr komplizierten Verhandlungen. Entsprechend gilt die zuletzt mehrfach wiederholte Ansage der griechischen Regierung, einen Abschluss deutlich vor dem 20. August anzustreben, um nicht einen zweiten Brückenkredit nötig zu machen, als schwacher Hoffnungswert. Vor dem Wochenende kursierten Spekulationen, dass die Kapitalgeber bereit seien, die Haushaltsziele spürbar abzuschwächen, da es ohnehin unrealistisch sei, sie zu erreichen. Eine solche Anpassung des Konsolidierungspfads würde allerdings gleichzeitig die Frage möglicher Erleichterungen beim Schuldendienst – etwa durch abermalige Streckung von Kreditlaufzeiten – provozieren, da im Falle einer verzögerten Konsolidierung die Schuldentragfähigkeit noch stärker als bislang schon gefährdet wäre.Jüngste Umfragen in Deutschland signalisieren, dass die Bundesbürger mit einer Staatspleite Griechenlands rechnen – trotz des nun geplanten dritten Hilfspakets. Der Bankrott sei auch damit nicht abzuwenden, erklärten 71 % der Befragten im ZDF-Politbarometer.Unterdessen wächst die Sorge um die Banken des Landes. Frankreichs Notenbankchef Christian Noyer plädiert für zügige Kapitalhilfen an die Institute. Sie sollten Kapitalspritzen noch vor dem im Herbst geplanten Bilanzcheck der EZB erhalten. Auch Bundesbankvorstand Andreas Dombret fordert eine rasche Stabilisierung der Banken. Für die Rekapitalisierung einzelner Institute – sofern sie nicht in die Abwicklung geschickt werden – sind im geplanten Hilfspaket bis zu 25 Mrd. Euro reserviert. “Über das Wie dieser Rekapitalisierung denkt die europäische Bankenaufsicht jetzt intensiv nach”, wird Dombret im “Focus” zitiert.—– Leitartikel Seite 6