Deutsche Konjunktur

Ifo-Barometer sorgt für Konjunkturhoffnung

Der dritte Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas in Folge dämpft die Konjunktursorgen: Das Frühbarometer spricht für eine Bodenbildung und deutet an, dass eine Rezession doch noch vermieden werden könnte. Für neue Unsicherheit sorgt jedoch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts.

Ifo-Barometer sorgt für Konjunkturhoffnung

Ifo-Barometer sorgt für Hoffnung

Dritter Anstieg in Folge – Verfassungsgerichtsurteil erhöht Unsicherheit – BIP schrumpft im dritten Quartal wie gemeldet

Der dritte Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas in Folge mindert die Konjunktursorgen: Das Frühbarometer spricht für eine Bodenbildung und signalisiert, dass eine Rezession noch vermieden werden könnte. Für Unsicherheit sorgt indes das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das neben der Zinsentwicklung als größtes Abwärtsrisiko gilt.

ba Frankfurt

Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft scheinen sich zu verbessern. Denn im November hat sich die Unternehmensstimmung zum dritten Mal in Folge leicht verbessert – wenn auch nicht so deutlich wie prognostiziert –, und die erwartete Abwärtsrevision beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal ist ausgeblieben. Das wichtigste Frühbarometer für die Konjunkturentwicklung hierzulande deutet ebenso wie der am Donnerstag veröffentlichte Einkaufsmanagerindex zumindest eine Bodenbildung an. Allerdings ist mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds ein weiteres Abwärtsrisiko neben der Zinsentwicklung getreten.

Der Ifo-Geschäftsklimaindex legte im November um 0,4 auf 87,3 Punkte zu. Ökonomen hatten mit einem neuen Zählerstand von 87,5 gerechnet. "Die deutsche Wirtschaft stabilisiert sich auf niedrigem Niveau", erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest zum Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 9.000 Unternehmen. Während Ifo-Experte Klaus Wohlrabe im Reuters-Interview der erwarteten Rezession eine Absage erteilt, äußerten sich Bankökonomen skeptischer.

"Für das vierte Quartal signalisieren die Daten ein leichtes Wachstum", sagte Wohlrabe. Im Sommer war das BIP um 0,1% geschrumpft, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) ebenfalls am Freitag mitteilte und damit die Erstschätzung bestätigte. Zwei Minus-Quartale in Folge gelten per Definition als technische Rezession. "Der deutschen Wirtschaft fehlt es aber noch an Schwung", schränkte Wohlrabe ein. "Von der schlechten Lagebeurteilung geht weiter ein klares Rezessionssignal aus", urteilt hingegen Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Das Lagebarometer stieg um 0,2 auf 89,4 Punkte. Die Erwartungskomponente verbesserte sich um 0,3 auf 85,2 Punkte.

Weiter auf Rezessionsniveau

Das Ifo-Barometer liegt ebenso wie die Einkaufsmanagerindizes auf Rezessionsniveau, erinnert Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Die Unternehmen haben einfach zu viel zu verdauen, wenn man an die zurückliegende globale Zinswende denkt oder an die Verunsicherung wegen der Energie- und Haushaltspolitik der Bundesregierung." Dabei hat Wohlrabe zufolge nur ein Viertel der Firmen die Antworten nach Bekanntgabe des Verfassungsgerichtsurteils beim Ifo abgegeben. Zudem sind die Folgen noch gar nicht abschätzbar. "Förderlich für Zukunftsinvestitionen ist die herrschende Unsicherheit nicht", mahnte daher Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.

Investitionen stützen

Im dritten Quartal haben die Investitionen noch einen positiven Beitrag zum BIP geliefert. In Ausrüstungen – also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge – wurde im dritten Quartal preis‑, saison- und kalenderbereinigt 1,1% mehr investiert als im Vorquartal, für Bauten lag das Plus bei 0,4%. Erstmals seit über einem Jahr stiegen auch die Konsumausgaben des Staates etwas an, nämlich um 0,2%. Der Privatkonsum ging wie bereits angedeutet um 0,3% zurück. Vom Außenhandel kamen positive Impulse, da die Importe mit 1,4% deutlich kräftiger sanken als die Exporte mit 0,8%.

Schwacher Privatkonsum zeigt sich mehrfach

Die Kaufzurückhaltung der Verbraucher zeigt sich in den Ifo-Daten im Dienstleistungssektor: Hier hat sich das Klima eingetrübt. Die Unternehmen im Tourismus seien aber weiter sehr zufrieden, während sich in der Gastronomie die Stimmung verbessert hat. Im Handel ist zwar das Klima gestiegen, das betrifft laut Ifo aber insbesondere den Großhandel. "Die Einzelhändler hingegen erwarten vom Weihnachtsgeschäft eher wenig", hieß es in München. Aufgehellt hat sich auch die Stimmung in der Industrie – besonders in den energieintensiven Branchen wie der Papier-, Kunststoff- und Gummiherstellung. "Hier könnte die Einigung auf einen Industriestrompreis eine Rolle gespielt haben", sagte Wohlrabe. Die Firmen klagten jedoch weiter über fehlende Neuaufträge. Und in der Bauwirtschaft hat sich das Klima zwar leicht verbessert. "Dennoch bleibt die Stimmung insgesamt außerordentlich schlecht."

Der Blick auf die Branchen zeigt für das dritte Quartal allerdings ein zweigeteiltes Bild: So nahm die Wirtschaftsleistung im produzierenden Gewerbe ohne Baugewerbe merklich um 1,3% ab. Neben einem kräftigen Minus bei der Energieversorgung sank auch die Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe im Vergleich zum Vorquartal um 0,9%. Grund war den Wiesbadener Statistikern zufolge vor allem die deutlich geringere Produktion von Kraftwagen und Kraftwagenteilen. Dagegen stieg die Bruttowertschöpfung im Baugewerbe (+0,4 %) sowie in fast allen Dienstleistungsbereichen im Vergleich zum Vorquartal. Am kräftigsten legten dabei der zusammengefasste Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe (1,7%) und die Finanz- und Versicherungsdienstleister (+1,1%) zu. Ausnahme war Destatis zufolge der Bereich öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit (−0,2%). 

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.