Ifo-Geschäftsklimaindex sinkt nur minimal

Volkswirte werten Beinahe-Stagnation als Zeichen der Stärke, sparen aber auch nicht mit mahnenden Tönen

Ifo-Geschäftsklimaindex sinkt nur minimal

arp Frankfurt – Der vom Münchener Ifo-Institut erhobene Geschäftsklimaindex ist im September nur minimal zurückgegangen. Er erreichte 103,7 Punkte, nach saisonbereinigt korrigierten 103,9 Punkten im August. Volkswirte bewerten diese Beinahe-Stagnation von Deutschlands wichtigstem Frühindikator grundsätzlich als Zeichen der Stärke, mischen aber auch warnende Stimmen in die Interpretation. Erwartet wurde ein Rückgang auf 103,2 Zähler. Auch in den Einschätzungen zur gegenwärtigen Lage und den Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monaten gaben die rund 9 000 Befragten Antworten in etwa auf dem Niveau des Vormonats ab. So lag der Index der aktuellen Lageeinschätzung im September bei 106,4 Punkten nach 106,5 Punkten im Vormonat und die Erwartungen erreichten 101,0 Punkte, verglichen mit den 101,3 Punkten im August. “Die deutsche Wirtschaft zeigt sich stabil, auch wenn die Unsicherheit steigt”, beurteilt Ifo-Präsident Clemens Fuest die Ergebnisse der Septemberumfrage.Einziger deutlicher Ausreißer nach unten war das verarbeitende Gewerbe. Der Rückgang zum August war laut Fuest “einer merklich schlechteren Lageeinschätzung geschuldet”. Gleichwohl weist Fuest darauf hin, dass sich der Lageindex im verarbeitenden Gewerbe weiterhin deutlich oberhalb des langfristigen Durchschnitts bewegt. Bei den Erwartungen gibt es auch im verarbeitenden Gewerbe gute Nachrichten: Der September-Wert ist der höchste seit Februar dieses Jahres und die Unternehmen planen, die Produktion in den kommenden Monaten auszuweiten.Weitestgehend unverändert ist das Geschäftsklima im Dienstleistungssektor. Heruntergebrochen zeigte sich der Sektor mit der aktuellen Lage zufriedener, blickt aber mit weniger Optimismus auf die kommenden zwölf Monate. Der Handel, und hier insbesondere der Einzelhandel, profitiert weiterhin von der Konsumfreude der Deutschen. Sowohl die Einschätzung der aktuellen Lage als auch die Zukunftsaussichten fielen im September höher aus als im Vormonat. Weitere Anstiege vermeldet das seit einiger Zeit florierende Bauhauptgewerbe. “Das Geschäftsklima und seine Teilkomponenten erreichen neue Rekordniveaus. Die Auftragsbücher sind weiterhin gut gefüllt”, so der Ifo-Präsident.Auch angesichts des Handelskonflikts, insbesondere zwischen den USA und China, hätten die deutschen Unternehmen bislang Kurs gehalten, so Unicredit-Volkswirt Thomas Strobel. Der Konflikt, den die deutsche Wirtschaft bislang erfolgreich abgetan hat, ist aber nicht vom Tisch und Unsicherheiten verblieben, meinte der Volkswirt. “Hätte schärfer fallen können”Thomas Gitzel, der Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Group, findet, dass “in Anbetracht der Vielzahl von wirtschaftlichen Hürden der Ifo-Geschäftsklimaindex durchaus auch schärfer hätte fallen können”. Für Gitzel ist das auch ein Beweis für die starke Binnenwirtschaft. “Das Geschäftsklima ist im September nur leicht gesunken und hat den August-Anstieg damit bestätigt. Auf den ersten Blick scheint dies Entwarnung zu signalisieren. Der Teufel steckt aber im Detail”, warnt auch Stefan Kipar von der BayernLB. So sei klar erkennbar, dass die Stimmung im stärker exportabhängigen verarbeitenden Gewerbe deutlich schlechter ist und bleibt als noch zum Jahresbeginn. “Der Panik-Modus ist vorbei, aber Warnzeichen bleiben”, folgert der Ökonom, zumal die schlechtere Lageeinschätzung mehr zu sein scheine, “als nur eine unspezifische Unsicherheit”.