Ifo-Geschäftsklima

Ifo-Index signalisiert Stabilisierung der Konjunktur

Die Stimmung der deutschen Unternehmen hat sich im Oktober unerwartet kräftig aufgehellt. Der Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas lässt allerdings nur auf eine Stabilisierung der Konjunktur in den kommenden Monaten schließen. An einer milden Rezession führt wohl kein Weg mehr vorbei.

Ifo-Index signalisiert Stabilisierung der Konjunktur

Ifo-Index signalisiert Stabilisierung der Konjunktur

Unerwartet kräftiger Anstieg im Oktober – Höhere Erwartungen in fast allen Bereichen – Nur Dienstleister bewerten aktuelle Lage besser

Die Stimmung der deutschen Unternehmen hat sich im Oktober unerwartet kräftig aufgehellt. Der Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas lässt allerdings nur auf eine Stabilisierung der Konjunktur in den kommenden Monaten schließen. An einer milden Rezession führt wohl kein Weg mehr vorbei.

ba Frankfurt

Die deutsche Wirtschaft wird zwar um eine erneute Rezession nicht mehr herumkommen, bevor sie wieder auf den Wachstumspfad einschwenken kann, aber auch diese wird nicht allzu tief ausfallen. Darauf lässt der unerwartet kräftige Anstieg des Ifo-Geschäftsklimaindex im Oktober schließen. Das wichtigste Frühbarometer für die weitere konjunkturelle Entwicklung hierzulande ist um 1,1 auf 86,9 Punkte gestiegen. Den ersten Anstieg seit April hatten Ökonomen zwar auf dem Radar, sie hatten aber mit einem Zählerstand von 86,0 gerechnet. Durch die Aufwärtsrevision des Septemberwerts um 0,1 auf 85,8 Zähler stagnierte das Stimmungsbarometer im vergangenen Monat. „Die deutsche Wirtschaft sieht einen Silberstreif am Horizont“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 9.000 Firmenchefs.

„Lebloses Dahindümpeln“

Ökonomen werten die Daten als Stabilisierung der hiesigen Konjunktur in den kommenden Monaten – aber noch lange nicht als Trendwende. „Die konjunkturellen Belastungen enden nicht abrupt, sondern schleichen sich aus“, mahnt Andreas Scheuerle von der DekaBank zur Geduld. Seit Frühjahr 2022 sei die deutsche Volkswirtschaft nicht vorangekommen: „Eine richtige Rezession ist es nicht, vielmehr ein lebloses Dahindümpeln zumeist knapp unter der Nulllinie.“ Im Quartalsvergleich sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) viermal gesunken, habe einmal stagniert und sei einmal um 0,4% gewachsen.

Im dritten Quartal, über das das Statistische Bundesamt kommende Woche berichtet, wird von Ökonomen unisono ein weiterer Rückgang erwartet. Und angesichts des erneuten Rückgangs des Einkaufsmanagerindex gilt dies auch für das vierte Quartal, womit die Definition einer technischen Rezession erfüllt wäre. Für 2024 rechnet Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer mit keiner kräftigen Erholung. So würden die massiven Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) nachwirken. „Außerdem sind die Unternehmen wegen der Wirtschafts- und Klimapolitik verunsichert“, sagte Krämer. Für den Ifo-Experten Klaus Wohlrabe hingegen sieht die Wirtschaft Licht am Ende des Tunnels: Im Schlussabschnitt könnte es zu einem Plus von 0,2% reichen, erklärte er im Reuters-Interview.

Die Auswirkungen des eskalierenden Nahost-Konflikts nennt Wohlrabe „bislang vernachlässigbar“. Sollte der Ölpreis infolge einer weiteren Eskalation aber in die Höhe schießen, „dann ist das etwas anderes“. „Der Nahost-Konflikt dürfte eine Erwartungsbremse gewesen sein“, schreibt hingegen Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Wachstumshoffnungen blieben für die nächsten Monate begraben und die finstere Lagebeurteilung schärfe den Rezessionsblick. Die Geschäftserwartungen sind von 83,1 auf 84,7 Punkte geklettert, die Erwartung lag bei 83,5 Zählern. Und auch die aktuelle Lage wurde besser beurteilt als zuletzt. Das Barometer legte von 88,7 auf 89,2 Punkte zu. Ökonomen hatten hier allerdings einen Rückgang auf 88,5 Zähler prognostiziert. Damit liegen beide Indikatoren weiter nahe den Tiefstwerten, die während der globalen Finanzkrise verzeichnet wurden, betonte Bantleon-Ökonom Jörg Angelé. „Sie zeigen damit weiter keinen Aufschwung an, sondern lediglich, dass sich die Situation im Oktober nicht weiter verschlechtert hat.

Der Blick auf die Branchen zeigt ein differenzierteres Bild: Denn der Handel blickte im Gegensatz zu allen anderen pessimistischer auf die kommenden Monate als zuletzt. Und es waren allein die Dienstleister, die zuversichtlicher bei der aktuellen Lage waren. Und auch wenn die Erwartungskomponente der Dienstleister ebenfalls zulegte, so waren sie laut Ifo doch „weiter von Zweifeln geprägt“. Im Bereich Transport und Logistik machte sich immer noch der fehlende Schwung in der Industrie bemerkbar. „Der Tourismus läuft dagegen weiterhin gut“, sagte Ifo-Experte Wohlrabe. „Die Deutschen wollen Urlaub machen.“

Konsumenten zögern noch

Trotz der sinkenden Inflation hielten die Konsumenten allerdings weiter ihr Geld zusammen, erklärte Wohlrabe die trübere Stimmung im Handel. Dies dürfte sich aber ändern, erwartet KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib: „Berechtigte Konjunkturhoffnungen beruhen vor allem auf dem privaten Konsum, denn die wieder steigenden Reallöhne werden die größte Verwendungskomponente des BIP früher oder später anschieben.“ Allerdings zehrt nicht nur die hohe Inflation an der Kaufkraft der Verbraucher, sondern auch die Energiepreise. „Mit dem Anstieg des CO2-Preises Anfang 2024 steht ein neuer Stimmungsdämpfer schon bereit“, erinnert HAL-Volkswirt Krüger.

Der Bau, so erklärt Wohlrabe, „läuft nach wie vor schlecht“, auch wenn das Geschäftsklima leicht gestiegen ist. Die aktuelle Lage wurde schwächer bewertet. Der Ausblick verbesserte sich zwar leicht, blieb aber dennoch pessimistisch. Hier wirken sich neben den gestiegenen Materialkosten vor allem die strikteren Finanzierungskonditionen infolge der EZB-Zinserhöhungen negativ aufs Geschäft aus. Auch in der Industrie ist das Bild Wohlrabe zufolge gespalten. Im Maschinenbau und in der Elektroindustrie laufe es nicht gut, während es bei den bislang besonders unter Druck stehenden energieintensiven Betrieben wieder etwas nach oben gehe.

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