Ifo-Institut schlägt deutschen Bürgerfonds vor

Bund nimmt günstig Kapital auf und legt es für seine späteren Rentner mit höherer Rendite an

Ifo-Institut schlägt deutschen Bürgerfonds vor

ks Frankfurt – Vor dem Hintergrund der absehbaren demografischen Entwicklung in Deutschland und der daraus eventuell drohenden Gefahr steigender Altersarmut auf der einen sowie immer höheren Belastungen der jüngeren Generation im Rahmen des umlagefinanzierten Rentensystems auf der anderen Seite hat das Ifo-Institut zur Bildung eines “Deutschen Bürgerfonds” aufgerufen. Die Wirtschaftswissenschaftler um Ifo-Chef Clemens Fuest sehen darin ein “neues Instrument zur Stärkung der Vermögensbildung und der Altersversorgung für die gesamte Bevölkerung”. Es könnte zudem die Versorgungslücke bei Geringverdienern verringern, heißt es in der von dem Münchener Forschungsinstitut vorgelegten Studie.Die Idee hinter dem Bürgerfonds ist, die hervorragende Bonität der Bundesrepublik Deutschland als Schuldner zu nutzen, um Kredite günstig aufzunehmen und bei einer Reinvestition der Mittel eine erhebliche Renditedifferenz zu erzielen. Die Ifo-Simulation zeigt: Legt der Bund von heute an 0,5 % des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) pro Jahr für alle Erwerbsfähigen an, ergibt sich nach 50 Jahren bei einer durchschnittlichen Renditedifferenz von 2 Prozentpunkten ein Ertrag von gut 16 000 Euro pro Kopf, der mit dem Erreichen von 67 Jahren ausgezahlt werden könnte. Finanziert würde der Bürgerfonds durch langsameren Staatsschuldenabbau, zumal die deutschen Staatsschulden mittlerweile die europäische Verschuldungsgrenze von 60 % des BIP unterschritten haben. Vorteil für Geringverdiener”Wegen des seit Jahren niedrigen Zinsniveaus fällt es vielen Menschen heute schwer, privates Vermögen aufzubauen. Gleichzeitig werden bei vielen die Leistungen der umlagefinanzierten Rentenversicherung kaum ausreichen, um eine gute Versorgung im Alter zu sichern. Hier könnte das Instrument eines Bürgerfonds einspringen”, sagt Fuest. Da die Bürger selbst keine zusätzlichen Einzahlungen aus ihrem Einkommen leisten müssten, um das Vermögen aufzubauen, sei der Bürgerfonds vor allem für Menschen interessant, die wenig verdienen.Für die Dauer hoher Renditedifferenzen zwischen Bundesanleihen und anderen Kapitalmarktanlagen könnte der Bund im Rahmen der geltenden Verschuldungsregeln Schulden aufnehmen oder den Schuldenabbau verlangsamen, um die Mittel international breit diversifiziert anzulegen. Dabei wird Fuest zufolge der Umstand genutzt, dass für Aktien und Immobilien weiterhin ansehnliche Renditen erzielbar sind, wenn auch nicht in jedem Jahr.Als Vorbild für einen deutschen Staatsfonds könnte laut den Autoren der Ifo-Studie der norwegische Pensionsfonds dienen. Derzeit sind 66,3 % seines Fondsvermögens in Aktien investiert, 30,7 % in festverzinslichen Wertpapieren und 3,0 % in nicht börsennotierten Immobilien. In der Zeit von 1998 bis 2018 erzielte der norwegische Pensionsfonds eine jährliche Rendite von 5,47 %, wie das Ifo-Institut herausstreicht. Die jährlichen Kosten für die Verwaltung des Fonds beliefen sich in diesem Zeitraum auf 0,08 Prozentpunkte.Damit der deutsche Bürgerfonds nicht zum Spielball der Politik wird, sollte nach den Vorstellungen seiner Initiatoren seine Verwaltung dem politischen Tagesgeschäft entzogen sein. Diese könnte “beispielsweise durch die Bundesbank erfolgen”, regt die Ifo-Studie an.