Ifo-Institut wirbt um ZEW-Chef Fuest
dpa-afx – Wer wird Nachfolger des prominenten Ifo-Chefs Hans-Werner Sinn? Die Frage sorgt bereits ein Jahr vor dem geplanten Ruhestand des Ökonomen für Spekulationen. Nach Angaben des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim bemüht sich das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung derzeit um ZEW-Präsidenten Clemens Fuest. “Die Gespräche laufen”, sagte ein ZEW-Sprecher am Dienstag und bestätigte einen Bericht des “Mannheimer Morgens”. Das Münchner Ifo-Institut selbst äußerte sich aber nicht dazu.Die Amtszeit von Sinn als Präsident des Ifo-Instituts ende nach Vollendung seines 68. Lebensjahres am 31. März 2016, erklärte ein Sprecher. “Das im vergangenen Jahr eingeleitete Verfahren der Suche seines Nachfolgers bzw. seiner Nachfolgerin im Wege der gemeinsamen Berufung mit der Ludwig-Maximilians-Universität München ist im Gang.” Über die Ergebnisse werde die Öffentlichkeit im Anschluss daran informiert.Mit Fuest würde das Ifo-Institut zwar einen renommierten Experten gewinnen – er ist allerdings noch nicht frei. “Clemens Fuest zählt zu den Top-Ökonomen Deutschlands, die auch international einen ausgezeichneten Ruf genießen”, erklärte ZEW-Geschäftsführer Thomas Kohl. Da komme es nicht von ungefähr, dass auch andere Einrichtungen Interesse an ihm zeigten. “Wir nehmen das natürlich zur Kenntnis. Tatsache ist allerdings, dass Clemens Fuest nach wie vor Präsident des ZEW ist.” Fuests Vertrag am ZEW läuft erst Ende Februar 2018 aus. Sinn steht seit Februar 1999 an der Spitze des Münchner Ifo-Instituts.Unter seiner Leitung gelang es dem damals unter zunehmendem Bedeutungsverlust leidenden Institut, wieder wissenschaftliche Reputation zu erlangen. Der jeden Monat vom Ifo-Institut veröffentlichte Geschäftsklimaindex gilt heute als wichtigster Frühindikator für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft.Wegen seiner klaren Worte ist Sinn auch in Talkshows ein beliebter Gast: Während andere Volkswirte mit konjunkturellen Daten und Analysen hantieren, wählt der Chef des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung am liebsten Bilder und Vergleiche, um den Menschen wirtschaftliche Zusammenhänge klarzumachen.Währungsprognosen vergleicht er in Talkrunden dann schon einmal mit Würstchenrezepten oder wirft den Deutschen vor, mehr Geld für Bananen auszugeben als für Aktien. Mehrmals ist Sinn mit seinen Äußerungen allerdings auch schon angeeckt.