Ifo warnt vor Vermögensteuer als Wachstumsbremse
Ifo warnt vor Vermögensteuer
Reformvorschläge für mehr Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit
wf Berlin
Das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo rät zu einer umfassenden und aufkommensneutralen Reform des Steuer- und Abgabensystems. „Unternehmen brauchen Investitions- und Wachstumsimpulse, mehr Arbeit muss sich für Haushalte mehr lohnen", erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Viele Regelungen, Ausnahmen und Privilegien sollten dagegen abgeschafft werden. „Sie führen zu mehr Bürokratie und hemmen das Wachstum.“
Die Unternehmensteuer soll für Investitions- und Wachstumsimpulse gesenkt werden. Eindringlich warnt das Ifo vor der Einführung einer Nettovermögensteuer, wenn Leistung und Investitionen angereizt werden sollen. „Nettovermögensteuern sind hochgradig wachstumsschädigend“, schreibt das Ifo. Die Experten plädieren aber für eine stärkere steuerliche Erfassung von Erbschaften und Schenkungen. Untere und mittlere Einkommen müssen den Wissenschaftlern zufolge entlastet werden, da sich Mehrarbeit dort zu wenig lohne. Der Solidaritätszuschlag solle aus Gründen der Transparenz abgeschafft und mit einem höheren Einkommensteuer-Spitzensatz kompensiert werden. Im Transfersystem will das Ifo mehr Arbeitsanreize schaffen und die existenzsichernden Leistungen bündeln.
„Indirekte Steuern erhöhen“
Finanziert werden könnte die Entlastung durch schrittweises Vorgehen und Haushaltsdisziplin oder über höhere indirekte Steuern. Deutschland liege im internationalen Vergleich bei den direkten Steuern auf Einkommen und Gewinn in der Spitze, nicht aber bei der indirekten Besteuerung des Konsums. Die regressive Wirkung einer erhöhten Umsatzsteuer könne die reduzierte Steuerlast bei unteren Einkommen kompensieren.
Bei der Unternehmensbesteuerung liege Deutschland mit einer Belastung von 30% der Kapitalgesellschaften international auf einem Spitzenplatz. Dies umfasst 15% Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer und Soli. Die Wissenschaftler regen an, Deutschland als Investitionsstandort durch eine geringere Steuerlast attraktiver zu machen – beispielsweise durch eine Senkung der Körperschaftsteuer um fünf Prozentpunkte. Für zielführend hält das Ifo daneben auch die beschleunigte Ausweitung der Abschreibungsregelungen oder Investitionsprämien. Letztere belohnten auch verlustreiche Unternehmen. Einschränkungen bei der Verlustverrechnung sollten komplett abgeschafft werden, um riskante Investitionen nicht zu benachteiligen.
Werden Einkommen und Erbschaften richtig besteuert, bedarf es aus Sicht der Ifo-Wissenschaftler keiner gesonderten Besteuerung von Vermögen. Die Erhebungskosten seien sehr hoch. Zudem seien Ausweichreaktionen zu erwarten – etwa Kapitalflucht. International seien Nettovermögensteuern die Ausnahme, hält das Ifo fest. Die Einführung in Deutschland wäre ein Signal an die Investoren, den Standort zu verlassen. Es drohten fiskalische Verluste aus anderen Steuerquellen. Eine Vermögensteuer von 1% würde den effektiven Durchschnittssteuersatz von Unternehmen laut Ifo von derzeit 30% deutlich auf 38% bis 68% erhöhen.
Zu einer stärkeren Besteuerung rät das Info im Immobilienbereich. So sollten Veräußerungsgewinne von privaten Immobilien unabhängig von der Haltedauer steuerpflichtig sein. Derzeit sind sie nach zehn Jahren steuerfrei. Steuerprivilegien für Immobiliengesellschaften will das Ifo zugunsten von Effizienz- und Verteilungseffekten abschaffen. Dies betrifft die Gewerbesteuerbefreiung und die Abzugsfähigkeit von Abschreibungen und Zinsen. „Die Abschaffung dieser Steuervergünstigungen würde das Steueraufkommen erhöhen, ohne die wirtschaftlich Entwicklung oder den Bau von Immobilien zu belasten“, heißt es.