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IG Metall bekommt neue Spitze

lz - Der Wechsel, der sich am heutigen Dienstag an der Spitze der Industriegewerkschaft Metall vollziehen wird, ist ein Signal für Kontinuität: Der bisherige Zweite Vorsitzende Jörg Hofmann (59) beerbt den bisherigen Ersten Vorsitzenden Detlef...

IG Metall bekommt neue Spitze

lz – Der Wechsel, der sich am heutigen Dienstag an der Spitze der Industriegewerkschaft Metall vollziehen wird, ist ein Signal für Kontinuität: Der bisherige Zweite Vorsitzende Jörg Hofmann (59) beerbt den bisherigen Ersten Vorsitzenden Detlef Wetzel. Beide hatten in ihrer Zeit vor diesem Amt zudem aufsehenerregende Tarifabschlüsse unter Dach und Fach bringen können und sich insofern den Respekt der Kollegen, aber auch der Arbeitgeber erkämpft.Als Tarifexperte im Dauerpilotbezirk Baden-Württemberg bohrte Hofmann gemeinsam mit seinem damaligen Mentor Berthold Huber, dem damaligen IG-Metall-Chef, zahlreiche dicke Bretter: Altersteilzeit, Arbeitszeitkonten, Sonderregeln für ertragsschwache Unternehmen im “Pforzheimer Abkommen”, eine komplett neue Entgeltsystematik (ERA) für die gesamte Metall- und Elektroindustrie und die tarifliche Absicherung von Leiharbeitern. Wegen seines fairen Verhandlungsstils und seiner Offenheit für Argumente aus den Unternehmen genießt Hofmann auch unter den Unternehmern hohes Ansehen. Er habe stets die Gesamtwirtschaft im Blick, loben etwa die Arbeitgeber von Südwestmetall.Das Ansehen dürfte ihm auch im neuen Amt zugutekommen, wo er ebenfalls bereits einige “dicke Bretter” angebohrt hat: Es geht um die digitale Zukunft der Industrieproduktion und den Kampf gegen prekäre Beschäftigung, aber auch um die Arrondierung der Zuständigkeiten der Gewerkschaft über die ganze Wertschöpfungskette der Branche hinweg. Das hat ihm schon Ärger bei den Kollegen von Verdi eingebracht, die für manche Segmente ihre Zuständigkeit reklamieren. Untypischer BerufswegDass Hofmann den Blick der Gewerkschaft etwas weitwinkliger anlegt, liegt wohl auch an seinem für IG-Metaller eher untypischen Berufsweg: Nach dem Abitur lernte er zwei Jahre auf einem Bauernhof, studierte dann Ökonomie und Soziologie in Stuttgart, Paris und Bremen. Er arbeitete zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hohenheim und später als freiberuflicher Berater für Betriebsräte mit dem Schwerpunkt neue Technologien und Rationalisierungskonzepte. Ab 1987 betreute er als Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall Stuttgart vor allem Klein- und Mittelbetriebe. 2000 wechselte er als Tarifsekretär in die Bezirksleitung Baden-Württemberg.Erstmals in der IG Metall wird zudem auch eine Frau mit in die Spitze rücken: Christiane Brenner (47) soll zur Zweiten Vorsitzenden gewählt werden und sich direkt um die wichtigen Zukunftsfragen der immer weiter digitalisierten Arbeitswelt kümmern. Es geht um die Absicherung von “Clickworkern” und eine moderne Arbeitszeitordnung. “Wir brauchen auch in der virtuellen Welt Leitplanken”, sagt sie. Ein Zukunftsthema also, aber auch ein Arbeitsfeld, das Zukunft hat und die Expertin womöglich in einigen Jahren selbst an die Spitze der IG Metall bringen wird.