Im Norden startet erste Bürgerstrom-Leitung

Verzinsung soll "um die 5 Prozent" liegen

Im Norden startet erste Bürgerstrom-Leitung

m. Hamburg – Die Energiewende im Norden soll durch die Einbindung von Kleininvestoren vorangetrieben werden: Der Netzbetreiber Tennet will für den Bau einer 380-Kilovolt-Leitung von Niebüll nach Brunsbüttel in Schleswig-Holstein auch Kleininvestoren aktivieren. Dabei soll eine Verzinsung von 4,5 bis 5 % angeboten werden, die sich im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld als ausgesprochen attraktiv darstellt. Ein durchaus erwünschter Nebeneffekt dürfte sein, dass mit dem Einbinden von Bürgern die Akzeptanz des Trassenbaus steigt.Der Kieler Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) lobt das Vorhaben. Über ein solches Projekt habe man gleich nach dem Regierungswechsel gesprochen: “Eine finanzielle Beteiligung von Bürgern an Netzen ist eine klasse Idee.” Es sei auch ein Beleg dafür, dass “Politik und Tennet zusammen Probleme lösen können”.Die oppositionelle Piratenpartei kritisierte das Vorhaben als Mogelpackung: Das Projekt sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung. Von einer “Bürgerstrom-Leitung” könne allerdings keine Rede sein. Wer sich finanziell beteilige, sollte auch ein Mitspracherecht an Leitungsbau und -betrieb haben. Die geringe Verzinsung und die Beschränkung der Bürgereinlagen auf 15 % des Investitionsbudgets zeige, “dass Netze in Bürgerhand hier nicht entstehen”, heißt es in einer Presseerklärung.Geplant ist, dass sich die Bürger ab dem Sommer mit Mindesteinlagen von 1 000 Euro beteiligen können. Lex Hartman aus der Geschäftsführung von Tennet sagte, dass die angebotene Verzinsung “um die 5 %” liegen werde. Konkret geht es um eine 150 Kilometer lange Stromtrasse. Tennet gehe es aber nicht in erster Linie darum, Kapital einzuwerben. “Wir wollen, dass Bürger, die direkt von dem Leitungsprojekt betroffen sind, sich an dieser Investition beteiligen und davon profitieren können”, sagte Hartman. Gewünschter Nebeneffekt: Der Widerstand gegen den Neubau von Stromleitungen würde geringer.Die Landesregierung drängt bei dem Projekt zur Eile. Statt wie bislang geplant 2020 will Schleswig-Holstein das Planungs- und Genehmigungsverfahren schon bis 2017 abgeschlossen haben, damit über die Leitung bereits ab 2018 der Strom in die Abnahmeregionen fließen kann.