Immer mehr Betriebe fühlen sich existenzbedroht
Immer mehr Firmen
fühlen sich existenzbedroht
Ifo-Umfrage macht Auftragsmangel als Hauptproblem aus
ba Frankfurt
Immer mehr Unternehmen in Deutschland fürchten angesichts der drohenden Rezession um die eigene Existenz. In einer Ifo-Umfrage antworteten 6,8% der Firmen dementsprechend. In der vorherigen Befragung im Januar waren es 4,8%. „Die wirtschaftliche Schwächephase schlägt sich auch in steigenden Unternehmensinsolvenzen nieder“, kommentierte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. „Eine größere Welle zeichnet sich aber derzeit nicht ab.“
Ursächlich für die Existenzbedrohung ist laut der Umfrage vor allem ein Nachfrage- oder Auftragsmangel (35%). Probleme bereiten aber auch insbesondere das wirtschaftlich schwierige Umfeld (27%), die Inflation (24%) und das derzeitige politische Handeln (14%).
Die Liste der am stärksten betroffenen Branchen spiegelt andere Unternehmensumfragen wie etwa den Einkaufsmanagerindex oder die Insolvenzstatistik wider. Denn es sind vor allem Unternehmen aus dem Transport- und Logistikwesen (14%), den Personalagenturen (13,9%) und der energieintensiven chemischen Industrie (12,5%), die von wirtschaftlichen Sorgen berichten. Der Einzelhandel ist mit 10,3 (Januar: 8,3)% ebenfalls stark betroffen. „Viele Einzelhändler spüren nach wie vor die Kaufzurückhaltung der Verbraucher“, erklärte Wohlrabe. Im Bauhauptgewerbe stieg der Anteil von 5,1 auf 8,9% – den höchsten Wert, seit die Frage erstmals im Juni 2020 gestellt wurde. „Der Wohnungsbau steckt in einer tiefen Krise. Das bringt manches Bauunternehmen in Schwierigkeiten“, sagte Wohlrabe.
Während die energieintensiven Unternehmen vor allem mit den infolge des Ukraine-Kriegs immer noch erhöhten Energiekosten und der globalen Nachfrageschwäche zu kämpfen haben, spielt die Inflation bzw. die Reaktion der Europäischen Zentralbank (EZB) darauf bei den Problemen in Einzelhandel und Bau eine gewichtige Rolle. Denn infolge der EZB-Zinswende im Sommer vergangenen Jahres haben sich die Finanzierungskonditionen verschärft: Kredite sind teurer und schwerer zu bekommen. Da zudem die Materialkosten erheblich gestiegen sind, lohnen sich viele Bauprojekte nicht mehr. Laut einer weiteren Ifo-Umfrage meldeten im Oktober 22,2% der Unternehmen gestrichene Projekte, im September waren es 21,4%. „Es wird immer schlimmer“, erklärte Wohlrabe dazu: „Das Neugeschäft im Wohnungsbau ist weiterhin sehr schwach, die Auftragsbestände der Firmen schmelzen ab.“ Dementsprechend finster ist derzeit auch die Stimmung bei den Bauunternehmen. Die Inflation hat sich zwar zuletzt auf 3,0% verlangsamt, nagt aber weiter an der Kaufkraft der Verbraucher. Statt zu konsumieren, wird wieder mehr gespart, zumal sich erste Bremsspuren der schwachen Konjunktur am Arbeitsmarkt zeigen.