Immer schlechtere Stimmung in der Euro-Industrie
Immer schlechtere Stimmung in der Euro-Industrie
Einkaufsmanagerindex sinkt auf tiefsten Stand seit drei Jahren
ba Frankfurt
Die Stimmung der Industrieunternehmen im Euroraum ist im Mai so schlecht wie seit drei Jahren nicht mehr. Insbesondere wegen der schwachen Auftragslage ist der von S&P Global erhobene Einkaufsmanagerindex (PMI) um 1,0 auf 44,8 Punkte und damit weiter in den rezessiven Bereich gefallen. Erst Werte über der neutralen 50-Punkte-Marke signalisieren Wachstum. Die Erstschätzung lag noch bei 44,6 Zählern.
Nach „zaghaften Anzeichen einer Erholung im ersten Quartal“ verzeichnete die Industrie laut S&P Global den zweiten Produktionsrückgang in Folge, der so kräftig ausfiel wie zuletzt im November 2022. „Der Rückgang der Auftragseingänge aus dem In- und Ausland signalisiert, dass die Produktionsschwäche noch einige Monate anhalten dürfte“, mahnt Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank (HCOB), die den Einkaufsmanagerindex sponsort. Daten der EU-Kommission würden zeigen, dass im Prinzip alle Produktkategorien unter Druck stünden – mit der wichtigen Ausnahme der Investitionsgüter. Dies bestätige der PMI für den Investitionsgüterbereich, „der sich deutlich widerstandsfähiger als die Konsum- und Vorleistungsgütersektoren erweist“. Hier spiele möglicherweise der für Investitionsprojekte vorgesehene Aufbauplan NextGenerationEU eine stabilisierende Rolle, sagte Rubia. Dass die Unternehmen per Saldo noch Mitarbeiter einstellen – wenn auch im geringsten Tempo seit Beginn des Jobaufbaus vor 28 Monaten – zeuge von einem gewissen Optimismus: „Immerhin geht die Mehrheit der Befragten davon aus, dass sie in den nächsten zwölf Monaten mehr produzieren werden als das aktuell der Fall ist“, sagte de la Rubia.
Geografisch war der Abschwung breit angelegt – unter den acht betrachteten Ländern ist nur in Griechenland die Industrie gewachsen, wenn auch wenig dynamisch. Mit Ausnahme Frankreichs hat sich laut S&P Global die Talfahrt in den übrigen Ländern beschleunigt, „wo die Industriesektoren oft so stark schrumpften wie zuletzt während des Höhepunkts der ersten Coronawelle im Mai 2020“. Im zweiten Quartal dürfte die Industrieproduktion wie auch im ersten Vierteljahr fallen.