Importstrategie für Wasserstoff beschlossen
Kabinett billigt Wasserstoffimportstrategie
Breite Diversifizierung angestrebt – Industrie mahnt Geschwindigkeit und Bezahlbarkeit an
ahe Berlin
Das Bundeskabinett hat eine Importstrategie für Wasserstoff und Wasserstoffderivate beschlossen. Diese wird künftig die Nationale Wasserstoffstrategie ergänzen und Basis einer mittelfristig möglichst diversifizierten Wasserstoffversorgung sein – sowohl bezüglich der Produktpalette als auch der Herkunftsländer. Daher soll auch parallel die Infrastruktur für Pipeline- und für Schiffstransporte aufgebaut werden.
Die Bundesregierung geht in der Strategie von einem Bedarf an Wasserstoff und dessen Derivaten – beispielsweise Ammoniak, Methanol oder strombasierte Kraftstoffe – von insgesamt 95 bis 130 Terawattstunden (TWh) im Jahr 2030 aus. Zwischen 50% und 70% dieser Menge muss voraussichtlich aus dem Ausland importiert werden. Bis 2045 könnte der Bedarf dann auf 360 bis 500 TWh beim Wasserstoff und etwa 200 TWh bei den Wasserstoffderivaten ansteigen. Um den Bedarf decken zu können und einen raschen Wasserstoffhochlauf zu schaffen, werden auch kohlenstoffarme Wasserstoffe in der Strategie berücksichtigt.
Erste grenzüberschreitende Pipeline kommt aus Dänemark
Laut der Strategie wird zwischen Deutschland und Dänemark eine erste grenzüberschreitende Wasserstoffpipeline entstehen, die 2028 in Betrieb gehen soll. Eine weitere Pipeline von Norwegen soll ab 2030 Importe ermöglichen. In der Diskussion ist eine weitere Pipeline von Großbritannien aus. Fünf Interkonnektoren zum geplanten deutschen Wasserstoffkernnetz soll es darüber hinaus in Richtung der Benelux-Staaten geben. Von der Ostsee soll es Importkorridore geben, um die dortigen Windenergie-Potenziale zu nutzen. Weitere Korridore sind von Spanien/Portugal aus und von Nordafrika über Italien aus in der Planung.
In der Strategie werden darüber hinaus die mittlerweile mehr als 30 internationalen Klima- und Energiepartnerschaften erwähnt. Mit zahlreichen Partnerländern gebe es schon konkrete Lieferabkommen, hieß es. Konkrete langfristige Zielwerte hierzu lässt die Wasserstoffstrategie allerdings offen.
Industrie mahnt Geschwindigkeit beim Wasserstoff-Hochlauf an
In der Industrie wurde die Verabschiedung der Strategie grundsätzlich begrüßt, aber ebenfalls darauf hingewiesen, dass es noch zahlreiche offene Fragen gebe. Der Energieverband BDEW kritisierte eine fehlende Priorisierung: Es gehe darum, sich auf das Kernziel zu fokussieren: „in kurzer Zeit große Mengen Wasserstoff und Derivate zu möglichst wettbewerbsfähigen Preisen importieren zu können“. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl äußerte sich ähnlich: Für die Stahlindustrie komme es ganz wesentlich auf Geschwindigkeit und Bezahlbarkeit an.