In den Seilen
af Buenes Aires – Er habe “die fünf schlimmsten Monate seines Lebens hinter sich”, sagte Mauricio Macri am Montag. Und es sieht nicht danach aus, als könnte Argentiniens Präsident bald ruhiger schlafen. Mit aller Kraft versuchen die Regierung und die Notenbank des Landes, ein weiteres Absinken des Peso abzuwehren – aber bislang vermochten es weder Macri noch Finanzminister Nicolás Dujovne, das Ausbluten zu stoppen. Zentralbankchef Luis Caputo, als langjähriger Investmentbanker ein intimer Kenner der Märkte und ihrer Strategien, blieb nichts anderes übrig, als Währungsreserven zu opfern. Die aber braucht Argentinien eigentlich, um seine Schulden in den nächsten Jahren zu bedienen. Währungsverfall stoppenAllein im August gab Caputo 9,34 Mrd. Dollar aus den Rücklagen aus, um den Verfall des Peso zu bremsen. In den ersten zwei Handelstagen im September wurden weitere 458 Mill. Dollar abgegeben. So gelang es, die Währung auf etwa 40 Peso je Dollar zu halten. Aber lange geht das nicht mehr. Der im Juni geschlossene Kreditvertrag mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) verbietet die Verwendung von Reserven zur Währungsstützung.Beim Fonds gilt die Lehrmeinung, dass allein die Marktkräfte den Wert einer Devise festlegen sollen. Aber die Argentinier argumentieren mit der speziellen Geschichte ihres Landes. Die Bürger verachten die eigene Währung seit Jahrzehnten und flüchten in jeder heiklen Situation in den Dollar. Allein zwischen Montag und Donnerstag vergangener Woche zogen die Argentinier 224 Mill. Dollar von ihren Fremdwährungskonten ab. Sollte die Notenbank den Wechselkurs wie vom IWF verlangt komplett freigeben, könnte ein Bankensturm einsetzen, der wiederum Kapitalkontrollen zur Folge hätte.Am Montag kündigten Macri und Dujovne ein Sparprogramm an, das vor allem durch die Wiedereinführung von Exportzöllen das Primärdefizit des Landes schon im kommenden Jahr ausgleichen soll. Am Dienstag verhandelte Dujovne mit IWF-Chefin Christine Lagarde über die Möglichkeit, die Auszahlung der im Kreditvertrag vereinbarten Zahlungen in Höhe von insgesamt 50 Mrd. Dollar vorzuziehen, um den Märkten die Sicherheit zu geben, dass im kommenden Jahr kein neuer Default droht. Der Antrag, den US-Präsident Donald Trump in einem formellen Brief ausdrücklich unterstützt hatte, dürfte mehrere Wochen Bearbeitungszeit brauchen.Die Auswirkungen des Währungseinbruchs sind in der Pampa bereits deutlich spürbar: Im Juli sank die Industrieproduktion um 5,7 %. Und allein im August stieg der Wert des Grundnahrungskorbes um etwa 15 %. Die Regierung muss sich auf ein heftiges Jahresende einstellen: Es gab schon erste Plünderungen – und in der Provinz Chaco starb dabei sogar ein Jugendlicher.