In der Landwirtschaft verwurzelt
Sein Bild zierte in den vergangenen Tagen unzählige Zeitungsartikel in Frankreich, und er wurde sogar in den Abendnachrichten vorgestellt. Er heißt “Fetard” (auf Deutsch: “der Nachtschwärmer”) und ist der Star der am Wochenende von Präsident François Hollande in Paris eröffneten Landwirtschaftsmesse. Das vier Jahre alte Tier wurde dort bereits zum zweiten Mal in Folge zum schönsten, kräftigsten und schwersten Bullen Frankreichs gekürt.Die Messe hat für die Franzosen eine besondere Bedeutung. Sie belegt, welchen Stellenwert die Landwirtschaft noch immer für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone hat. Immerhin gehören die von ihr erzeugten Produkte der Nahrungsmittelbranche zusammen mit denen der Luftfahrtindustrie und den Luxusgütern zu den größten Zugpferden der heimischen Exportwirtschaft.Die Messe zeigt aber auch, dass Hochtechnologie aus der Landwirtschaft nicht mehr wegzudenken ist. So spielen Drohnen hier eine immer größere Rolle. Zu den Marktführern für landwirtschaftlich genutzte Drohnen in Frankreich gehört die 2010 von drei jungen Ingenieuren gegründete Firma Airinov, deren “Agridone” das Kartografieren der Stickstoffkonzentration im Acker ermöglicht. Zu den jetzt in Paris vorgestellten Neuheiten gehört Droneo, eine Drohne, die es ermöglicht, Qualität und Quantität von landwirtschaftlich genutzten Wasserreserven zu messen. *Auch die familiengeführte Dubreuil-Gruppe aus Westfrankreich ist eng mit der Landwirtschaft verflochten, da der Vertrieb von Agrarprodukten wie Traktoren eine ihrer acht Aktivitäten ist. Der Mittelständler, der letztes Jahr 90 Jahre alt wurde und auf einen Umsatz von etwa 1,47 Mrd. Euro kommt, ist jedoch vor allem für seine auf Verbindungen in die Karibik bekannte Fluggesellschaft Air Caraïbes bekannt. Sie gilt als eine der profitabelsten französischen Airlines, da sie im Gegensatz zur heimischen Konkurrenz in den letzten zehn Jahre – bis auf 2011 – immer schwarze Zahlen geschrieben hat.Nun schickt sich die Dubreuil-Gruppe an, Air France weiter unter Druck zu setzen. Denn das Familienunternehmen will Corsair von Tui übernehmen. Durch die Akquisition steigt es nach eigenen Angaben mit zusammen mehr als 2,4 Millionen Fluggästen pro Jahr und einem Marktanteil von mehr als 50 % zur Nummer 1 für Flugverbindungen zu den Antillen in der Karibik auf. Das Streckennetz wird durch die Übernahme künftig auch Verbindungen in die französischen Übersee-Départements La Réunion und Mayotte im Indischen Ozean sowie nach Mauritius, Madagaskar und nach Kanada umfassen.Im Gegensatz zu Air Caraïbes ist Corsair seit Jahren defizitär. 2014 soll die Tui-Tochter auf einen operativen Verlust von 8,6 Mill. Euro gekommen sein. Der Reiseveranstalter hat deshalb bereits seit längerem nach einer Lösung gesucht, zumal Corsair im Gegensatz zu seinen anderen Fluggesellschaften keine Chartergesellschaft ist. So machte Corsair zuletzt nur noch 5 % des Umsatzes mit Pauschalurlaubern von den zu Tui Frankreich gehörenden Marken Havas Voyages und Marmara, Nouvelles Frontières.Hatte der Reiseveranstalter zunächst angedacht, einen zweiten Aktionär an Bord von Corsair zu holen, stimmte er nun dem Verkauf an die Dubreuil-Gruppe und einer vorherigen Kapitalspritze zu. Details zu der geplanten Rekapitalisierung wurden nicht bekannt. Französische Medien schätzen jedoch, dass Tui noch einmal 17 Mill. Euro für Corsair zuschießen dürfte.Statt die Tui-Flugtochter mit Air Caraïbes zu fusionieren, will die Dubreuil-Gruppe Corsair als eigenständige Gesellschaft weiterführen und profitabel machen. Zusätzlich dazu will sie 2016 noch eine dritte Gesellschaft gründen, wo die A350-Flotte gebündelt werden soll. Air Caraïbes soll den neuen Langstreckenjet von Airbus als erste französische Airline Ende 2016 erhalten. Insgesamt hat die Fluggesellschaft sechs A350 bestellt. Zusätzlich will die Dubreuil-Gruppe noch drei weitere A350-Maschinen von IFLC leasen. Sie dürfte zudem eine Kaufoption für zwei weitere A350 in Festbestellungen umwandeln, so dass die Flotte 2024 dann insgesamt elf der Langstreckenjets umfassen dürfte.