STREIT ÜBERS BARGELD

In der Schweiz passt ein Vermögen ins Köfferchen

1000-Franken-Schein ist bald der wertvollste der Welt

In der Schweiz passt ein Vermögen ins Köfferchen

Von Daniel Zulauf, ZürichDie Schweizerinnen und Schweizer verfolgen mehrheitlich mit Unverständnis, wie man in den Nachbarländern über die Einführung einer Bargeldobergrenze und sogar über die Abschaffung der 500-Euro-Note diskutiert. Das Argument der Terrorismusbekämpfung zieht wenig bei den Eidgenossen. Deren Herz schlägt immer noch dann am heftigsten, wenn es um Symbole der persönlichen Freiheit geht – zumal in einer Welt, in der Regeln und Vorschriften auch in Helvetien Hochkonjunktur genießen. Zwar bleiben die Regulierungsideen aus Brüssel auch in der Schweiz nie unbeachtet, und öfters zeigt die Regierung in Bern so etwas wie einen Reflex der Gehorsamkeit. Doch immer wieder greift das Parlament korrigierend dazwischen. Obergrenze verworfenDie vom Bundesrat vorgeschlagene Einführung einer Obergrenze von 100 000 sfr (knapp 91 000 Euro) für Bargeldtransaktionen wurde von der großen Kammer verworfen, und die Abschaffung der geliebten 1 000-Franken-Note ist ganz einfach ein Tabu, das niemand anzutasten wagt. Wenn die 2014 angelaufene Außerverkehrsetzung der 10 000-Singapur-Dollar-Note abgeschlossen ist, wird die Schweizer 1000er-Note der Geldschein mit dem weltweit höchsten Wert sein. Mit diesem Zahlungsmittel lassen sich einige Millionen Franken bequem in einem Köfferchen transportieren, und das soll auch so bleiben: Eine neue Serie dieser legendären Noten ist bereits in Vorbereitung und wird bis spätestens 2019 in Umlauf kommen. Für die Schweizerische Nationalbank ist die Abschaffung dieses Scheins so wenig ein Thema wie für die Politik.Darüber mag man auch etwas staunen, denn immerhin steht das Bargeld inzwischen im Wettbewerb mit der Geldpolitik der Notenbank. Die 1 000er-Note eignet sich vorzüglich als Wertaufbewahrungsmittel. Im sicheren Tresor deponiert, können ihr die von den Währungshütern eingeführten Negativzinsen nichts anhaben. Auch die Inflation ist keine Gefahr. Diese bewegt sich in der Schweiz schon seit geraumer Zeit im negativen Bereich. Man müsste also meinen, dass die Schweizerinnen und Schweizer die 1 000er-Note zu horten beginnen. Diese Annahme ist in der Tat nicht falsch. Die physische Nachfrage nach dem Schein hat seit Ausbruch der Finanzkrise nachweislich zugenommen. Aber sie ist nicht das Resultat der Negativzinsen, sondern sie zeigt das geschwundene Vertrauen der Sparer ins Bankensystem. Das ist vermutlich auch der Hauptgrund, weshalb die Schweizer eine Abschaffung dieser Noten niemals akzeptieren würden – und wer würde ihnen das verübeln wollen.Abgesehen davon haben die Eidgenossen schlicht eine besondere Vorliebe für Bares. Die Bargeldnachfrage ist in der Schweiz seit rund 30 Jahren relativ konstant, während sie in anderen Ländern, insbesondere in Skandinavien, zum Teil stark rückläufig ist. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig. Einer davon ist, dass die Notenbank bislang nichts gegen die Bargeldnachfrage unternommen hat. Sie wird sich hüten, dies bald nachzuholen. Ihre Politik des starken Franken bringt schon genug der politischen Unbill.