BANK OF ENGLAND

In der Zwickmühle

Die jüngsten Daten zum Preisauftrieb haben der Bank of England eine kurze Verschnaufpause verschafft. Die Teuerungsrate entsprach bereits den zweiten Monat in Folge dem Inflationsziel der Währungshüter. Das gab es zuletzt vor fünf Jahren. Viel Zeit...

In der Zwickmühle

Die jüngsten Daten zum Preisauftrieb haben der Bank of England eine kurze Verschnaufpause verschafft. Die Teuerungsrate entsprach bereits den zweiten Monat in Folge dem Inflationsziel der Währungshüter. Das gab es zuletzt vor fünf Jahren. Viel Zeit für gegenseitiges Schulterklopfen bleibt den Geldpolitikern jedoch nicht, denn die vom Arbeitsmarkt ausgehenden Signale würden nach der herrschenden Lehre einen Zinsschritt nach oben rechtfertigen. Die Arbeitslosigkeit bewegt sich auf dem niedrigsten Niveau seit 40 Jahren. Mehr Menschen als je zuvor haben Arbeit. Und die Erwerbseinkommen sind in den drei Monaten per Ende Mai so stark gestiegen wie in elf Jahren nicht. Man könnte also fürchten, dass die Inflation in den kommenden Monaten deutlich anzieht.Allerdings befindet sich das Land in einem anhaltenden Zustand der Ungewissheit, was die Art und Weise seines Austritts aus der EU angeht. Zunehmende handelspolitische Spannungen und das nachlassende weltweite Wachstum belasten ebenfalls. Da will sich die Bank of England nicht nachsagen lassen, die Konjunktur durch ein Anziehen der geldpolitischen Zügel abzuwürgen.Im August werden sich die Mitglieder des geldpolitischen Komitees der Zentralbank wieder dazu äußern müssen, wohin sich Wirtschaftswachstum und Inflation in den kommenden Monaten entwickeln. Sie befinden sich in einer Zwickmühle, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint: Entweder sie riskieren, dass der Preisauftrieb Fahrt aufnimmt, oder sie müssen eine stärkere Abkühlung der Konjunktur in Kauf nehmen.Die jüngsten Arbeitsmarktdaten sind dabei alles andere als eindeutig. Die Zahl der ausgeschriebenen Stellen ist erstmals seit acht Jahren zurückgegangen. Die Zahl der Anträge auf Arbeitslosengeld ist so stark gestiegen wie im Finanzkrisenjahr 2009. Darin spiegeln sich die negativen Aussagen zur Beschäftigungsentwicklung in den jüngsten Stimmungsumfragen wider. Der schrittweise steigende Mindestlohn macht eine ernsthafte Analyse noch schwieriger.Was wirklich zählt, ist der Umstand, dass sich der vermeintliche Lohndruck bislang nicht auf die Teuerungsrate ausgewirkt hat. Für die Geldpolitiker bedeutet das, dass es keinen unmittelbaren Anlass gibt, den Leitzins zu erhöhen. Andererseits gibt es auch keinen Grund, ihn zu senken. Noch stehen sie nicht unter Zugzwang. Sie wären gut beraten, es sich in der Zwickmühle so gemütlich wie möglich zu machen.