In Japan fallen die Preise wieder

Reaktion der Notenbank bleibt offen

In Japan fallen die Preise wieder

mf Tokio – Erstmals seit mehr als zwei Jahren sind die Verbraucherpreise in Japan wieder gefallen. Die Kernpreise (ohne frische Lebensmittel) lagen im August um 0,1 % unter dem Vorjahr. Im negativen Bereich hatte sich diese Preisrate zuletzt im April 2013 bewegt. Im gleichen Monat hatte die Bank of Japan unter ihrem damals neuen Gouverneur Haruhiko Kuroda mit einem radikalen Quantitative Easing (QE) begonnen, um binnen zwei Jahren eine Inflationsrate von 2 % zu erreichen. Auf den ersten Blick lassen sich die fallenden Preise daher als Rückfall in die Deflation und als Scheitern der Geldpolitik deuten.Doch der negative Wert geht fast komplett auf das billigere Rohöl zurück. Die Preise für Energie schrumpften im August um 8,7 % zum Vorjahr. Benzin wurde sogar 18 % billiger. Das drückte die gesamte Preisrate um 0,8 Punkte. Rechnet man Energie und Lebensmittel heraus, stiegen die Preise in Japan im August um 0,8 % zum Vorjahr. Im Juli wuchs diese Rate nur um 0,6 %. Auch ein neuer Preisindex der Bank of Japan, der erstmals im Juli veröffentlicht wurde, zeigt aufwärts. Morgan Stanley schätzt diesen Wert, der ohne die Kosten für Energie und frische Lebensmittel ermittelt wird, für August auf 0,9 %. Für Mai wurde er mit 0,7 % berechnet. BoJ-Chef bremstIn den nächsten Monaten wird der Einfluss des Ölpreises langsam abnehmen, so dass auch die Kernpreisrate wieder positiv werden könnte. Vor diesem Hintergrund hatte die Bank of Japan (BoJ) zuletzt an ihrer optimistischen Einschätzung der Inflationsrate festgehalten: Durch den Rückgang der Energiepreise hätten Verbraucher und Unternehmen mehr Geld für Konsum und Investitionen. Solange der Inflationstrend nicht nach unten zeige, werde die Notenbank nicht handeln, hatte Gouverneur Kuroda mehrmals angedeutet. Auch die Regierung übt keinen Druck mehr aus: Sie will den Yen nicht weiter schwächen und verlagert den Schwerpunkt ihrer Wirtschaftspolitik offenbar von einer Reflationierung auf die Angebotsseite.Dennoch halten sich Spekulationen, dass die Geldpolitik beim nächsten BoJ-Treffen am 30. Oktober erneut gelockert wird. Kuroda wolle das “deflationäre Denken” ausmerzen, argumentieren diese Analysten. Daher könne die Notenbank nicht einfach abwarten, bis die Preisrate langsam wieder in den positiven Bereich zurückkehre. Außerdem müsse Kuroda auf die Verzögerung der US-Zinsanhebung reagieren. Alternativ könnte die Bank of Japan ihr Inflationsziel von 2 % weiter nach hinten schieben. Bisher will Kuroda diese Marke in den sechs Monaten bis zum September 2016 erreichen.