Industrie 4.0 trifft auf Steuerrecht 1.0

Deutschland hinkt bei der Förderung von Investitionen in digitales Geschäft hinterher - CSU fordert Abhilfe

Industrie 4.0 trifft auf Steuerrecht 1.0

sp Berlin – Die CSU-Bundestagsfraktion hat sich bei ihrer Klausurtagung in Kloster Seeon für die steuerliche Förderung von Investitionen in die Digitalisierung von Unternehmen ausgesprochen. Sonderabschreibungen auf Digitalinvestitionen seien nötig, um bei der Digitalisierung deutscher Unternehmen und des Mittelstandes schneller voranzukommen, sagte Alexander Dobrindt. “Wir wollen ein anderes Steuerrecht in Deutschland auch für unsere Unternehmen und den Mittelstand im Besonderen haben”, erklärte der CSU-Fraktionschef, der außerdem eine Innovationsanleihe mit staatlich garantiertem Zins und zehn Jahren Laufzeit ins Spiel brachte, mit der in den nächsten fünf Jahren 100 Mrd. Euro eingeworben werden sollen.Mit der Forderung nach einer steuerlichen Begünstigung von Investitionen in die Digitalisierung von Unternehmen nimmt die CSU schon einmal eine Anleihe bei der FDP, die Ende Februar 2018 in einem Antrag an die Bundesregierung die “verbesserte Abschreibung für digitale Wirtschaftsgüter” anmahnte. Die Liberalen fordern die Überarbeitung von Abschreibungsvorschriften, “die dem Prozess der Digitalisierung von Geschäftsmodellen bzw. der digitalen Transformation von Wertschöpfungsketten eine angemessene und damit stärkere Beachtung” schenken sollen. Konkret will die FDP unter anderem die Möglichkeit von Sofortabschreibungen auf “digitale Innovationsgüter” ausweiten.Der Handlungsbedarf ist unbestritten. So haben das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und die Universität Mannheim gemeinsam mit der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC bereits im Frühjahr 2017 Nachholbedarf im internationalen Vergleich attestiert. Ende 2018, im Rahmen der zweiten Untersuchung der steuerlichen Rahmenbedingungen für Investitionen in digitale Geschäftsmodelle durch ZEW, Uni Mannheim und PwC, landete Deutschland unter 33 untersuchten Ländern auf dem letzen Platz des “steuerlichen Digitalisierungsindex”. Seither haben sich weder in Deutschland noch in den anderen untersuchten Ländern wesentliche Veränderungen ergeben, sagt Frank Schmidt, Leiter Tax & Legal von PwC in Deutschland und einer der Initiatoren der Untersuchung. Digitale TransformationIn die Analyse gingen unter anderem die Bemessungsgrundlagen und effektiven Durchschnittssteuersätze sowie die Kapitalkosten ein. Es wurden unterschiedliche Geschäftsmodelle und explizit auch Investitionen in die Transformation von bestehenden Geschäftsmodellen Richtung Industrie 4.0 untersucht – eine Aufgabe, der sich gerade der deutsche Mittelstand noch häufig verschließt. – Wertberichtigt Seite 6