Industrie drosselt Produktion im Mai

Rückgang vor allem bei Investitionsgütern - Minus beim Bau übersteigt übliche Korrekturbewegung

Industrie drosselt Produktion im Mai

Die Industrieproduktion in Deutschland ist im Mai unerwartet deutlich zurückgegangen – so stark wie zuletzt im August 2014. Ökonomen sehen dies als weiteres Indiz für eine deutliche Konjunkturabkühlung im zweiten Quartal.ba Frankfurt – Die Produktion im deutschen produzierenden Gewerbe ist im Mai überraschend stark zurückgegangen. Die schwach ausgefallenen Auftragseingänge, die am Mittwoch bekannt gegeben wurden (vgl. BZ vom 7. Juli), hatten es zwar schon angedeutet, Ökonomen waren aber dennoch überrascht, dass Unternehmen aus Industrie, Bau und Energie ihren Output im Mai preis-, saison- und arbeitstäglich bereinigt um 1,3 % im Vergleich zum Vormonat gedrosselt haben, der Aprilwert wurde zudem auf + 0,5 % von + 0,8 % herabrevidiert. Erwartet wurde eine Stagnation auf Vormonatsniveau. Im Jahresvergleich sank die Produktion um 0,4 %.Bankvolkswirte werten die Produktionsdaten als einen weiteren Beleg dafür, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal nach dem starken Jahresauftakt deutlich an Fahrt verloren haben dürfte. Der Binnenkonsum werde zwar weiter zum Wirtschaftswachstum hierzulande beitragen, werde aber allein nicht ausreichen, “um den Dampfer auf Fahrt zu halten, vor allem wenn die Firmen nun auch ihre Investitionen zurückhalten sollten”, fürchtet Stefan Große von der Nord/LB. Zudem seien die Auswirkungen des britischen Brexit-Votums und der daraus erwachsenden politischen Unsicherheiten noch gar nicht enthalten.Hauptursächlich für den Produktionsrückgang war vor allem das Minus in der Industrie im engeren Sinne, die einen großen Teilbereich des produzierenden Gewerbes ausmacht (-1,8 % gegenüber April). Der Bausektor verringerte ebenfalls seinen Output, mit – 0,9 % allerdings weniger stark als in den beiden Monaten zuvor. Dabei gehe dieser Rückgang über eine Korrekturbewegung zum durch das milde Wetter ungewöhnlich günstig beeinflussten Jahresauftakt hinaus – der Index liegt nun auf dem Stand von September 2015, wie Christiane von Berg von der BayernLB feststellt. Auch insgesamt sei im Mai vom Produktionsanstieg zu Jahresbeginn nur noch ein kleines Plus geblieben. Die sonst sehr volatile Energieerzeugung legte im Mai 3,9 % zum Vormonat zu.Innerhalb der Industrie ging vor allem die Produktion der konjunkturell bedeutsamen Investitionsgüter (-3,9 %) wie Maschinen und Anlagen zurück, bei den Vorleistungsgütern vermeldet das Statistische Bundesamt ein Minus von 0,3 %. Einzig die Konsumgüter zeigten eine Produktionsausweitung (+ 0,5 %).Für die Prosuktionsdrosselung macht das Bundeswirtschaftsministerium vor allem die überdurchschnittliche Zahl an Brückentagen verantwortlich, deren Effekt auf die Produktion bei der Saisonbereinigung nicht gesondert berücksichtigt wurde. Ralph Solveen von der Commerzbank prognostiziert daher für Juni eine “gewisse Gegenbewegung”. Während das Ministerium erwartet, dass die Industrieproduktion ihren moderaten Aufwärtstrend nach der schwächeren Entwicklung im zweiten Quartal fortsetzen wird, sind Ökonomen etwas weniger optimistisch. Für Carsten Brzeski von der ING-DiBa etwa festigen die Daten das Bild einer zweigeteilten Wirtschaft: Während die Binnenwirtschaft boomt, schwächelten die bisherigen Wachstumsmotoren Industrie und Export.