Industrie ist vorsichtig optimistisch

IW-Umfrage: Verbände erwarten 2017 geringes Wachstum - Finanzindustrie steckt in Schwierigkeiten

Industrie ist vorsichtig optimistisch

Die deutsche Wirtschaft dürfte im neuen Jahr nur wenig wachsen. Zwar erwartet die Mehrheit der vom IW befragten Verbände eine höhere Produktion. Ein nennenswertes Plus sehen aber nur drei Branchen.ge Berlin – Die Wirtschaft in Deutschland blickt mit vorsichtigem Optimismus auf das Jahr 2017. So gehen 28 der vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) befragten 48 Verbände von einer höheren Produktion aus, doch nur drei erwarten ein wesentliches Plus. Acht Verbände rechnen dagegen mit einem schlechteren Ergebnis. Zuversichtlich sind vor allem die Bauindustrie und verwandte Branchen (vgl. BZ vom 24. Dezember). Ein Minus fürchten unter anderem die Automobil- und die Finanzindustrie. “Weltweit gibt es einen erneuten Hang zu Protektionismus und Nationalismus. Der Wahlausgang in den USA und der anstehende Brexit sind Paradebeispiele dafür. Das bremst natürlich die wirtschaftlichen Perspektiven eines exportorientierten Landes”, sagte IW-Direktor Michael Hüther zu der in der Umfrage zu beobachtenden Skepsis.Trotz der allgemeinen Verunsicherung gehen immerhin 18 der 48 Verbände davon aus, dass die Unternehmen ihrer Branche im kommenden Jahr mehr investieren als 2016 – vor allem der Dienstleistungssektor. Hüther erklärt diese Tendenz mit der bedeutsamer werdenden Digitalisierung: “Das treibt die Unternehmen zum Investieren an.” Lediglich die chemische Industrie, der Luft- und Raumfahrzeugbau sowie die Kunststoffverarbeitung werden ihre Investitionen wohl zurückfahren, ergab die Umfrage weiter. Für die drittgrößte hiesige Branche erklärt der Verband der Chemischen Industrie (VCI) den Investitionsrückgang mit globalen Überkapazitäten in Teilbereichen sowie der Verunsicherung durch den Brexit, den neuen US-Präsidenten und durch die europäische Energie- und Klimapolitik. Gleichwohl sei die Stimmung in der Branche vergleichbar dem Beginn 2016 – einem Jahr, in dem “passable Geschäfte” gemacht worden seien.Besser als vor Jahresfrist sei dagegen die Stimmung in der beschäftigungsstärksten Branche, ermittelte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), der für das neue Jahr mit einem realen Produktionswachstum von 1 % rechnet – nach einer Stagnation 2016. Der Verband führt dieses kleine Plus hauptsächlich auf bessere Wachstumschancen bei Exporten in Entwicklungs- und Schwellenländer zurück.Die zweitgrößte Branche, die Autoindustrie, erwartet etwas unter dem sehr guten Vorjahresergebnis liegende Produktions- und Umsatzzahlen. Dies erklärt der Verband der Automobilindustrie (VDA) mit Modellumstellungen, die zunächst immer niedrigere Stückzahlen in der Produktion zur Folge hätten. Ferner dürfte der Export wegen des schwächeren Markts in Großbritannien etwas geringer ausfallen.Auf dem Arbeitsmarkt dürfte es laut IW insgesamt nur geringe Veränderungen geben: 20 Verbände rechneten für 2017 mit einer gleichbleibenden Beschäftigung, 15 erwarten einen Personalzuwachs, zwölf einen Stellenabbau – nicht zuletzt die Finanz- und Versicherungswirtschaft.