Konjunktur

Industrie startet mit „spürbarem Produktionsplus“ ins neue Jahr

Die deutsche Industrie hat die Produktion im Januar unerwartet deutlich ausgeweitet. Vor allem die energieintensiven Zweige senden ein Hoffnungssignal.

Industrie startet mit „spürbarem Produktionsplus“ ins neue Jahr

Erstes „spürbares Produktionsplus“ seit einem Jahr

Deutsche Industrie erhöht Output stärker als erwartet – Lkw-Maut-Index deutet weiteres Wachstum an

ba Frankfurt

Im Januar hat die deutsche Industrie die Produktion deutlicher ausgeweitet als erwartet. Dass zudem im Februar mehr Lkw auf den hiesigen Autobahnen unterwegs waren, lässt die Hoffnung aufkeimen, dass die Wirtschaft die Talsohle erreicht hat. Bis es zu einem nachhaltigen Aufschwung kommt, wird es allerdings noch dauern, wie die Frühbarometer signalisieren. Dass die Wirtschaftsleistung zumindest im ersten Quartal noch schrumpft, gilt unter Experten als gesetzt.

Dezember schwächer als zunächst gemeldet

Industrie, Bau und Energieerzeuger schraubten die Gesamtfertigung im Januar preis-, saison- und kalenderbereinigt um 1,0% nach oben. Ökonomen hatten lediglich ein Plus von 0,6% erwartet. Allerdings fiel das Ergebnis im Dezember mit −2,0% schwächer aus als zunächst mit −1,6% gemeldet. „Die Produktion startet in das Jahr 2024 mit ihrem ersten spürbaren Plus seit Februar 2023“, erklärte dazu das Bundeswirtschaftsministerium.

Weniger positiv fällt allerdings der Blick in die Vergangenheit aus: Im weniger volatilen Dreimonatsvergleich unterschritt die Produktion von November 2023 bis Januar 2024 diejenige der vorherigen drei Monate um 1,5%. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank der Ausstoß um 5,5%. Die Fertigung liegt zudem etwa 10% unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie.

Energieintensive Industrie legt deutlich zu

Als positiv heben Ökonomen den kräftigen Produktionsanstieg der energieintensiven Industriezweige von 2,8% im Monatsvergleich hervor. „Hier ist freilich der Produktionsrückgang seit 2022 so ausgeprägt, dass eine gute Zahl allein die strukturellen Probleme nicht übertünchen kann“, mahnte allerdings Jens-Oliver Niklasch von der LBBW zugleich. Auch Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen will noch keine Stabilisierung oder gar Wende zum Besseren zu konstatieren. „Die Entwicklung im Januar weckt aber zumindest die Hoffnung, dass angesichts der nicht mehr ganz so hohen Energiepreise hier das Schlimmste hinter uns liegt.“ Die Energiekostensteigerungen infolge des Ukraine-Krieges hatten vor allem die chemische Industrie belastet, die nun im Januar mit dem Plus von 4,7% „einen wesentlichen Anteil“ an der Zunahme hatte, wie die Statistiker betonten.

Autobranche bremst

Im Januar haben sämtliche Sektoren die Fertigung ausgeweitet – mit Ausnahme der wichtigen Automobilproduktion, die im Monatsvergleich um 7,6% abrutschte. „Teilweise könnte dies auf fehlenden Nachschub wegen der Störungen des Schiffsverkehrs im Roten Meer zurückzuführen sein“, vermutet Solveen.

Die Industrie im engeren Sinne erhöhte die Fertigung um 1,1% zum Vormonat. Während 2,1% weniger Investitionsgüter produziert wurden, stieg die Herstellung von Vorleistungsgütern um 4,4% und die Produktion von Konsumgütern um 4,0%. Außerhalb der Industrie verzeichnete die Energieerzeugung einen Rückgang von 3,7%. Die Bauproduktion legte um 2,7% zu – auch wegen der vergleichsweise milden Witterung im Januar, wie das Wirtschaftsministerium erklärte. Im kalten Dezember hatte sich am Bau noch ein Minus von 3,1% ergeben.

Niedrigere Energiepreise schlagen durch

Die mittlerweile niedrigeren Energiepreise würden nun ihre Wirkung entfalten und könnten die Industrieproduktion in den kommenden Monaten positiv beeinflussen, so dass sich die positiven Überraschungen wiederholen könnten – so lautet das Resümee von Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Für einen Trendwechsel bei der Produktion allerdings „bedarf es zunächst besserer Auftragseingänge“. Diese sind zum Jahresauftakt um 11,3% zum Vormonat gesunken und haben damit das Plus von 12,0% im Dezember fast egalisiert. Schon seit längerem sorgen Großaufträge für starke Ausschläge bei den Neubestellungen. Ohne diese ergibt sich für Januar ein Rückgang um 2,1%.

Nachdem wirtschaftliche Aktivität Verkehrsleistungen erzeugt und benötigt, gilt der Lkw-Maut-Index als frühes Indiz für die Entwicklung der Industrieproduktion. Der Anstieg der Fahrleistung mautpflichtiger Lastkraftwagen mit mindestens vier Achsen auf Bundesautobahnen im Februar von 1,5% im Monatsvergleich signalisiert daher für Februar eine etwas höhere Gesamtfertigung des verarbeitenden Gewerbes.

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