Industrie warnt vor hartem Brexit

BDI: Desaster für Unternehmen und Arbeitnehmer - Produktionsstopp möglich

Industrie warnt vor hartem Brexit

wf Berlin – Die deutsche Industrie hat die Verhandlungspartner für den Austritt Großbritanniens aus der EU zur Raison gerufen. “Europa muss beim Brexit ein Worst-Case-Szenario verhindern”, warnte Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Industrie (BDI), vor der Presse in Berlin. Es sei beunruhigend, dass wenige Tage vor einem entscheidenden EU-Gipfel immer noch die Gefahr bestehe, dass Großbritannien ohne Austritts- und Übergangsabkommen sowie ohne Klärung der künftigen Verhältnisse aus der EU ausscheide.”Ein harter Brexit wäre ein Desaster, das in Europa Zehntausende von Unternehmen und Hunderttausende von Arbeitnehmern von beiden Seiten des Ärmelkanals in größte Schwierigkeiten bringen würde”, unterstrich Lang. Einige Unternehmen hätten bereits angekündigt, dass sie im Fall eines harten Brexits ihre Produktion ab April ruhen lassen werden, da ihre Lieferketten nicht mehr sichergestellt seien. Andere hätten ihre Firmenzentralen bereits von der Insel verlagert oder sie planten dies. Rechtsstrukturen würden angepasst, neue Transportwege gesucht, Personal verlagert und Geschäft eingestellt, berichtete Lang.Für die deutsche Industrie sei es entscheidend, dass Brüssel und London sich bis spätestens Mitte November über die Modalitäten des Austritts einigten, hielt Lang fest. Großbritannien verlässt Ende März 2019 die EU. Offen ist bislang, ob eine Übergangsfrist vereinbart wird, die bis Ende 2020 den Status quo sichert. Für die Notfallplanung zu einem harten Brexit sind dem BDI zufolge in den Unternehmen bereits hohe Kosten angefallen – in Einzelfällen bis zu 100 Mill. Pfund. Am stärksten betroffen seien die Branchen Chemie und Pharma, aber auch Logistik, Automobil und Luftfahrt. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) rechnet im Fall eines harten Brexits mit enormen Kosten: Sollte es zu keinem Freihandelsabkommen kommen, müssten die Firmen hierzulande rund 3 Mrd. Euro an Zöllen schultern, hat das IW in einer Studie ermittelt. Davon würden 60 % die Automobilindustrie treffen. Die Bank of England rief unterdessen die EU auf, grenzüberschreitende Finanzgeschäfte besser gegen einen harten Brexit abzusichern. Großbritannien sei bereits gut vorangekommen.