Industrie warnt vor starkem China
dpa-afx Berlin/Peking – Dumpingpreise, Übernahmen europäischer Hightechfirmen, staatliche Eingriffe – China wird auch mit umstrittenen Methoden zur wirtschaftlichen Supermacht. Die deutsche Industrie schlägt Alarm. Sie fordert einen härteren Kurs gegenüber Peking. Die Marktwirtschaft müsse “widerstandsfähiger” gemacht werden, heißt es in einem Grundsatzpapier des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). “Zwischen unserem Modell einer liberalen, offenen und sozialen Marktwirtschaft und Chinas staatlich geprägter Wirtschaft entsteht ein Systemwettbewerb.”Kernaussage des am Donnerstag vorgestellten Papiers ist: Die europäische und deutsche Industrie mit dem Modell einer liberalen und sozialen Marktwirtschaft ist noch in einer starken Position auf dem Weltmarkt. Doch China wird immer stärker – und die EU muss aufpassen, bei Zukunftstechnologien wie der künstlichen Intelligenz nicht den Anschluss zu verlieren. Deswegen müsse die EU ihre Instrumente nachschärfen und der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt mehr entgegensetzen. “Der Systemwettbewerb mit China zwingt uns dazu, strategischer und langfristiger zu denken”, heißt es in dem Papier.Die EU-Kommission prüft derzeit die Zusammenlegung der Zugsparten von Siemens und Alstom – Hintergrund ist die Konkurrenz des weltgrößten Bahnkonzerns CRRC aus China. Medienberichten zufolge steht die Fusion aber wegen Bedenken der EU-Wettbewerbshüter auf der Kippe.Siemens-Chef Joe Kaeser warnte indirekt vor einem Scheitern: “Die beabsichtigte Formung eines global agierenden europäischen Champions in der Bahntechnik wird ein prominenter Testfall werden, ob die Europäische Union verstanden hat, wie man mit umsichtiger und langfristig angelegter Unternehmenspolitik nachhaltige Antworten auf staatsgelenkte Firmenpolitik findet”, sagte er.Der künftige Chef des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft sprach sich für eine langfristig orientierte China-Strategie von Wirtschaft und Politik aus.Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag sieht Herausforderungen, setzt aber andere Akzente. Außenwirtschaftschef Volker Treier sagte: “Gemeinsam mit der Wirtschaft sollte die Politik gegenüber unseren chinesischen Partnern auf eine Öffnung der Wirtschaft für ausländische Unternehmen pochen.” China biete auch in Zukunft enorme Geschäftschancen für deutsche Unternehmen.China ist wichtigster Handelspartner Deutschlands außerhalb der EU. Das Reich der Mitte versucht seit Jahren, über Firmenkäufe Spitzentechnologie zu übernehmen und über Investitionen in die Infrastruktur politischen Einfluss zu gewinnen.