Einkaufsmanagerindex

Industrie zieht die Stimmung im Euroraum runter

Die Euro-Wirtschaft ist mit einer weiteren Stimmungseintrübung in das zweite Halbjahr gestartet. Statt der lange erwarteten Erholung deutet der Einkaufsmanagerindex ein schwächeres Wachstum an. Insbesondere die Industrie gibt den Spielverderber.

Industrie zieht die Stimmung im Euroraum runter

Euro-Industrie verdirbt die Stimmung

Einkaufsmanagerindex gibt stärker als erwartet nach – Neuer Stoff für Pessimisten

ba Frankfurt

Vor allem die schwächelnde Industrie hat der Stimmung in der Euro-Wirtschaft zu Beginn des zweiten Halbjahres einen erneuten Dämpfer beschert. Nachdem der Dienstleistungssektor mittlerweile ebenfalls an Schwung verliert, nimmt der Konjunkturpessimismus merklich zu: Ökonomen rechnen damit, dass die Euro-Wirtschaft im zweiten Quartal zwar wieder leicht gewachsen sein dürfte, dies aber eher ein kurzfristiges Zwischenspiel denn der Beginn einer dauerhaften Erholung sein dürfte. Zudem rechnen einige Volkswirte damit, dass die Europäische Zentralbank am Donnerstag zwar wie absehbar den Leitzins erneut anheben, dann aber zumindest eine Pause einlegen wird, wenn sie nicht gar den beispiellosen Straffungszyklus beendet.

Der Industrie und Dienstleister zusammenfassende Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite für den Euroraum ist im Juli um 1,0 auf 48,9 Punkte und damit auf den niedrigsten Wert seit vergangenem November gefallen, wie S&P Global mitteilte. Ökonomen hatten zwar den erneuten Rückgang erwartet, aber nur auf einen Stand von 49,6 Zählern. Nach fünf Monaten kontinuierlichen Wachstums sei die Wirtschaftsleistung zum zweiten Mal hintereinander gesunken, wobei sich das Tempo beschleunigt habe, hieß es bei S&P.

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„Das verarbeitende Gewerbe ist weiterhin die Achillesferse der Eurozone“, kommentierte Cyrus de la Rubia, Chefökonom des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank, die vorläufigen Umfrageergebnisse. Der Industrie-PMI fiel um 0,7 auf 42,7 Punkte. Noch niedrigere Werte gab es zuletzt während der Anfangszeit der Corona-Pandemie. Die Industrie leidet nicht nur unter der Nachfrageschwäche infolge der mauen Weltkonjunktur, sondern auch unter den hohen Energiepreisen. Die Euro-Wirtschaft werde „in den kommenden Monaten wahrscheinlich weiter schrumpfen, da der Dienstleistungssektor an Schwung verliert“, mahnte de la Rubia mit Blick auf den Rückgang des Service-PMI um 0,9 auf 51,1 Punkte.

Im Juli war die Schwäche auch auf Länderebene breit basiert. In Frankreich fiel der zweite Rückgang der Wirtschaftsleistung hintereinander so stark aus wie seit November 2020 nicht mehr. „Die Pandemie-Monate außen vor waren es sogar die heftigsten Wachstumseinbußen seit Mai“, hieß es bei S&P. In Deutschland schrumpfte die Wirtschaft erstmals seit Januar wieder. Die übrigen von der Umfrage erfassten Länder zeigten mit dem zweiten Mini-Wachstum in Folge die schlechteste Performance seit Jahres­beginn.

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