Industrieproduktion in Euroland steigt leicht an

Zweites Plus in Folge - Erstes Anzeichen für eine Bodenbildung - Ausreißer Irland

Industrieproduktion in Euroland steigt leicht an

arp/ms Frankfurt – Die Industrieproduktion in der Eurozone hat im September leicht zugelegt. Gerade dieser Sektor wird bereits seit längerem durch den schwelenden Handelskonflikt – insbesondere zwischen den USA und China, aber auch zwischen den USA und der Europäischen Union – sowie den Unsicherheiten rund um den Brexit in Mitleidenschaft gezogen. Nach den von der EU-Statistikbehörde Eurostat für den September erhobenen Daten stieg die Industrieproduktion in den 19 Ländern der Eurozone verglichen mit dem Vormonat um 0,1 %. Es handelt sich bereits um den zweiten Anstieg in Folge. Im August hatte die Industrieproduktion bereits um 0, 4% zugelegt.Analysten hatte der September-Anstieg überrascht. Sie hatten einen Rückgang von 0,2 % auf dem Zettel. Für Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Deutschland, ist das zweite Plus in Reihe aber noch kein Grund, in Jubel auszubrechen und die Schwäche im verarbeitenden Gewerbe abzumoderieren: “Der ganz leichte Anstieg der Industrieproduktion in der Eurozone ist ein erstes Anzeichen einer Bodenbildung. Trotzdem war die Produktion im dritten Quartal niedriger als im zweiten Quartal und damit eine Wachstumsbremse”, sagte Brzeski der Börsen-Zeitung. Immerhin: Mit der aktuellen Bodenbildung könnte dieser negative Einfluss auf die Gesamtwirtschaft im vierten Quartal vorbei sein, hofft der Volkswirt.Die positiven Daten dürften auch bei der Europäischen Zentralbank (EZB) durchaus mit Wohlwollen aufgenommen worden sein. Die Euro-Hüter hatten sich zuletzt recht besorgt über den Konjunkturausblick und speziell die Krise im Industriesektor gezeigt. Ihre große Sorge war, dass das zunehmend auf die Dienstleistungen durchschlagen könnte und sich damit auch die bislang recht robuste Binnenwirtschaft abschwächen könnte.Im Interview der Börsen-Zeitung hatte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos aber bereits etwas zuversichtlichere Töne angeschlagen. Nach zwei Jahren anhaltender Abschwächung gebe es nun im dritten und vierten Quartal eine Stabilisierung, sagte er (vgl. BZ vom 13. November). Zugleich warnte er aber davor, dass die größte Gefahr derzeit eine langwierige Phase niedrigen Wachstums deutlich unter der Potenzialrate sei. Gemischtes BildDie am Mittwoch von Eurostat veröffentlichten Daten zeigen gleichwohl ein gemischtes Bild für den September. So legte die Produktion von Verbrauchsgütern um 1,0 %, die von Investitionsgütern um 0,6 % zu. Rückgänge verzeichnete indes die Herstellung von Gebrauchsgütern (0,7 %), Energie (0,8 %) und Vorleistungsgütern (0,9 %). Im Vergleich mit dem September des Vorjahres ging die Produktion um 1,7 % zurück, auch hier hatten Analysten ein größeres Minus, nämlich von 2,3 %, auf dem Zettel.Regional verzeichnete in der Eurozone Irland mit 8,8 % das größte Plus bei der Industrieproduktion. Für Brzeski “eher ein einmaliger Ausreißer als strukturell”.