Industriestaaten trumpfen wieder auf

Selbstvertrauen kehrt zurück - Schwellenländer schwächeln

Industriestaaten trumpfen wieder auf

dpa-afx Davos – Manch einer hatte die alten Volkswirtschaften schon abgeschrieben. Nach der Finanzkrise 2007/2008 waren die Industrieländern die Problemfälle der Weltwirtschaft. Während die Schwellenländer beeindruckende Wachstumszahlen vorwiesen, steckten die USA, Europa und Japan im Krisenmodus fest. Doch die Stimmung dreht sich.Beim Weltwirtschaftsforum in Davos treten insbesondere die US-Wirtschaftslenker mit neuen Selbstvertrauen hervor. “Die Aufräumarbeiten kommen zum Ende”, sagt ein US-Finanzmanager. “Wir schauen wieder voraus.” Bei Europa sind viele aber noch skeptisch. “Die lange als alt und matt geltenden Volkswirtschaften wie die USA, Großbritannien, Deutschland und Japan sind derzeit die Lokomotiven des globalen Wirtschaftswachstums”, erklärt der Chefvolkswirt der Beratungsgesellschaft IHS, Narim Behravesh. Geld kommt zurückDiese Entwicklung dürfte sich durch das Auslaufen der Krisenpolitik der US-Notenbank noch beschleunigen. Experten erwarten, dass die internationalen Finanzströme dann beginnen werden, ihre Richtung zu ändern. Anleger dürften verstärkt in Volkswirtschaften investieren, die gemeinhin als besonders wettbewerbsfähig gelten – und das sind die der alten Industrieländer.Dagegen schwächeln nun die Schwellenländer wie Brasilien. Schon ist von einer Midlife-Krise die Rede. “In den vergangenen zehn Jahren sind diese Länder praktisch von selbst gewachsen”, meint Behravesh. Sie hatten großes Nachholpotenzial. Doch jetzt komme der schwierigere Teil. Nun seien Reformen nötig, um voranzukommen. China gehe da mit Schritten zu einer größeren Öffnung seiner Märkte schon in die richtige Richtung. Neuer alter HoffnungsträgerGrößter Hoffnungsträger der Weltwirtschaft sind derzeit die USA. Angetrieben vom neuen Gasboom in den USA, sprechen viele Experten schon von einer Reindustrialisierung der größten Volkswirtschaft der Welt, die lange Jahre – wenn überhaupt – nur im Dienstleistungsbereich wuchs. Der rasante Ausbau der Gasförderung aus lange nicht erreichbaren Quellen im Schiefergestein hat die Energiepreise in den USA deutlich sinken lassen. Das ist der Treibstoff für das Wachstum in den USA.Voller Selbstbewusstsein präsentiert sich auch Japan auf dem Weltwirtschaftsforum. Sein Land habe sich nach 20-jähriger Wirtschaftskrise wieder erholt, sagt Ministerpräsident Shinzo Abe. “Für Japan gibt es einen neuen Anfang.” Er habe mit der in Japan weit verbreiteten Ansicht ausgeräumt, dass tiefgreifende Reformen nicht möglich seien. Der seit Ende 2012 amtierende Regierungschef will mit einem umfangreichen Konjunkturprogramm, einer Geldschwemme und der Liberalisierung die Wirtschaft ankurbeln. Die Wirtschaftsdaten geben ihm bislang recht. Die Verschuldung ist aber enorm. Besorgnis über EuropaEuropa tut sich dagegen schwer. Zwar geht es langsam aufwärts. Doch das sei kein Grund, in Begeisterung zu verfallen, meint der frühere Bundesbank-Chef Axel Weber. “Ich bin immer noch besorgt.” Größtes Problem sei die Arbeitslosigkeit in den südlichen Ländern. Auch die Euro-Krise ist nach Ansicht vieler Experten noch nicht ausgestanden.Dagegen erscheint Deutschland vielen Managern in Davos schon fast als Sehnsuchtsland. In einer Studie der Beratungsgesellschaft PwC erklimmt die Bundesrepublik erstmals den dritten Platz der beliebtesten Investitionsorte – hinter den USA und China. Optimistisch sind sie aber auch für Großbritannien.