Inflation in Deutschland zieht wieder leicht an
ms Frankfurt – Die Inflation in Deutschland hat sich im November voraussichtlich wieder ein wenig beschleunigt. Die Verbraucherpreise erhöhten sich nach einer ersten Schätzung gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,3 %, wie das Statistische Bundesamt Destatis gestern mitteilte. Im Oktober hatte die Rate bei 1,2 % gelegen und Volkswirte hatten mit einem unveränderten Wert gerechnet. Es ist das erste Mal seit Juli dieses Jahres, dass die Jahresrate im Monatsvergleich wieder ansteigt.Noch deutlicher legte der für europäische Zwecke berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) für Deutschland zu. Demnach erhöhten sich die Preise gegenüber November 2012 um 1,6 % – nach 1,2 % im Oktober. Der Anstieg schürte zusammen mit entsprechenden Daten aus Spanien die Erwartung, dass die Inflation im Euroraum im November auf 0,9 % oder gar etwas höher gestiegen sein könnte – nach zuvor 0,7 %. Das EU-Statistikamt Eurostat veröffentlicht heute seine Schätzung.Der überraschende Rückgang der Teuerung im November hatte eine breite Debatte um das Risiko einer Deflation im Euroraum ausgelöst. Ein solcher Rückgang der Preise auf breiter Front kann eine Wirtschaft lähmen, weil Konsumenten Ausgaben hinauszögern und Firmen weniger investieren. Zudem erhöht sich die reale Schuldenlast von Haushalten, Unternehmen und Staaten.Die EZB hatte nach Bekanntwerden des Rückgangs Anfang November überraschend ihren Leitzins auf das Rekordtief von 0,25 % gesenkt. Die EZB betrachtet eine Teuerungsrate von knapp unter 2 % als mit Preisstabilität in Einklang. Notenbanker fürchten eine zu niedrige Inflation mindestens genauso wie eine zu hohe – zumal sie schwer zu bekämpfen ist, wie nicht zuletzt das Beispiel Japan gezeigt hat. Die Euro-Währungshüter betonen zwar, sie sähen kein Risiko einer Deflation im Euroraum. Sie argumentieren aber, dass ihr Preisziel “symmetrisch” sei und dass sie einen ausreichenden Puffer zur Deflation sicherstellen wollten.Destatis bezeichnete die Inflation in Deutschland als “weiterhin vergleichsweise niedrig”. Dass sie gegenüber Oktober zulegte, erklärt sich unter anderem damit, dass sich der Rückgang bei den Energiepreisen zwar fortsetzte, aber verlangsamte – auf – 0,3 % nach – 0,5 % im Oktober. Auch das Plus bei Nahrungsmitteln war mit 3,2 % nicht mehr so deutlich. Vor allem deren rasanter Anstieg hatte die Teuerung in den Monaten bis Juli auf 1,9 % hochschnellen lassen – und zwischenzeitlich eine Inflationsdebatte verursacht.In Spanien lag der HVPI im November bei 0,3 %, wie das Statistikinstitut INE gestern mitteilte. Im Vormonat hatte der Index stagniert. Vor allem in den Krisenländern ist die Inflation sehr niedrig oder fallen die Preise sogar.