Inflationsrate sinkt deutlicher als erwartet
ba Frankfurt – Die Inflation in Deutschland hat sich im Juni stärker als erwartet abgeschwächt. Laut der ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes sind die Verbraucherpreise gemessen an dem für europäische Zwecke berechneten Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) um 0,1 % gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Im Mai hatte das Plus bei 0,7 % gelegen. Im Vergleich zum Vormonat sind die Preise um 0,2 % gefallen. Nach nationaler Rechenmethode haben die Verbraucherpreise im Juni um 0,3 % zugelegt. Volkswirte hatten hier ein Plus von 0,5 % erwartet. Im Monatsvergleich sanken die Preise um 0,1 %. Die Kernteuerungsrate ist auf 1,1 (Mai: 1,4) % zurückgegangen.Für den Rückgang macht Commerzbank-Ökonom Marco Wagner neben den im Jahresvergleich wieder stärker als noch im Mai gefallenen Energiepreisen einen Sondereffekt bei Pauschalreisen verantwortlich. Letztere machen rund 3 % des Warenkorbes zur Erhebung der Verbraucherpreise aus. Da die Pfingstferien 2015 früher lagen als im Jahr zuvor, waren die Preise für Pauschalreisen im Mai gegenüber dem Vorjahr mit 5,3 % vergleichsweise stark gestiegen – “im Juni dürfte es nun eine Gegenbewegung gegeben haben”, so Wagner. Laut den Länderergebnissen dürften Pauschalreisen rund 4 % billiger gewesen sein. Einen ähnlichen Effekt hat es seiner Einschätzung nach auch bei den Preisen für Pauschalreisen in anderen Euro-Ländern gegeben. Folglich dürfte die Korrektur des Sondereffekts auch die Preisentwicklung in der Eurozone insgesamt belastet haben. Die Preisdaten für den Euroraum werden am Dienstag veröffentlicht. Volkswirte erwarten, dass die Inflationsrate im Euroraum leicht auf 0,2 % im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen ist, da zuletzt die Preise einiger Energiegüter gesunken sind.Nach Einschätzung von Experten des Analysehauses Capital Economics zeigen die deutschen Preisdaten, dass der Inflationsdruck in der größten Euro-Volkswirtschaft weiter gedämpft bleibt. “Wir bezweifeln, dass die Inflation stark ansteigen wird”, zitiert die Nachrichtenagentur dpa-afx aus einer Analyse. Nach Einschätzung von Capital Economics dürften die Daten die Europäische Zentralbank (EZB) bestärken, das Anleihekaufprogramm (Quantitative Easing, QE) im Kampf gegen eine zu niedrige Inflation wie geplant bis zum September 2016 fortzuführen.