Infrastrukturinvestitionen erfahren starken Rückenwind

Projekte passen gut zum langfristigen Geschäftsmodell der Versicherer, die an beständigen Kapitalflüssen interessiert sind

Infrastrukturinvestitionen erfahren starken Rückenwind

Das Management von Kapitalanlagen ist nicht zuletzt vor dem Hintergrund der niedrigen Zinsen eine besondere Herausforderung. Die Verantwortung, die diese Aufgabe für Versicherer mit sich bringt, ist angesichts der hohen Volatilitäten, die wir seit Anfang dieses Jahrtausends sehen, immens. Aus dieser Verantwortung heraus, den Kunden jederzeit die ihnen versprochenen Leistungen zu erfüllen, sind eine hohe Kompetenz der handelnden Personen und nachhaltige Strategien, die flexibles Handeln ermöglichen, unabdingbar. Dazu zählt auch, mit Weitblick etwaige Investments zu analysieren und zu prüfen, inwieweit sie gewinnbringend in einem Gesamtportfolio berücksichtigt werden können. Hierbei gilt es auch, etwaige Chancen rechtzeitig zu antizipieren. Bedeutsame LeistungDer Konzern VKB, der mit seinen Beitragseinnahmen in Höhe von 7,2 Mrd. Euro zu den zehn größten Erstversicherern in Deutschland zählt und der größte öffentlich-rechtliche Versicherer ist, managt über alle Unternehmen hinweg von München aus ein Kapitalanlagevolumen von über 45 Mrd. Euro. Seit der Privatisierung vor 20 Jahren wurde eine Steigerung der Kapitalanlagen um 32,8 Mrd. Euro erreicht. Das ist, gerade mit Blick auf die Entwicklung an den Kapitalmärkten, die gestiegenen Volatilitäten innerhalb der unter-schiedlichen Assetklassen und die damit verbundenen Anpassungen eine bedeutsame Leistung. Übrigens wurde im Jahr 2006 erstmals eine eigengemanagte Anlagestrategie entwickelt, die den Kunden in Form einer flexiblen Versicherungsvariante für die Altersvorsorge zur Verfügung steht.Die Entwicklungen an den Kapitalmärkten haben vor allem in den letzten 15 Jahren zu gravierenden Verschiebungen der Assetklassen geführt. Das Platzen der Internetblase im Jahr 2000 und die damit einhergehenden starken Aktienkursrückgänge führten dazu, dass die Versicherer die Quoten in dieser Assetklasse deutlich gesenkt haben. Aktuell müssen sich die Unternehmen mit historisch niedrigen Zinsen auseinandersetzen.Diese treffen besonders die Lebensversicherung. Doch auch im aktuellen Niedrigzinsumfeld bleiben Lebensversicherungen mit den Alleinstellungsmerkmalen individueller Risikoschutz und lebenslanges Leistungsversprechen ein einzigartiges Vorsorgeinstrument. Aufgrund ihrer Anlagepolitik hat die Versicherungsbranche, insbesondere die Lebens- und Krankenversicherer, schon immer einen sehr hohen Anteil der Kapitalanlagen in langlaufende festverzinsliche Wertpapiere investiert. In der jetzigen Niedrigzinsphase hat das zur Folge, dass die Versicherungsgesellschaften immer noch überdurchschnittliche Verzinsungen bieten können. Auf Veränderungen reagiertDer Konzern VKB hat auf die veränderten Marktgegebenheiten reagiert und in einer breiteren Diversifikation der Assetklassen eine Strategie gewählt, die das Risiko noch stärker streut, als dies in der Vergangenheit bereits der Fall war.Zudem hat er sich frühzeitig auf die Entwicklung der fallenden Zinsen eingestellt und bereits zwischen 2003 und 2007 Maßnahmen ergriffen, um einem – damals noch nicht unbedingt absehbaren – weiter sinkenden Zinsniveau entgegenzuwirken. Einerseits wurde die durchschnittliche Laufzeit der Rentenanlagen nach und nach deutlich verlängert. Des Weiteren wurden sukzessive Absicherungsoptionen gegen fallende Zinsen erworben. Beide Teilstrategien führten zu einem spürbaren Anstieg der Reserven durch den in den Folgejahren weiter fortschreitenden Zinsrückgang.Wichtig war die Entscheidung des Konzerns VKB, die Investments in die langen Laufzeiten nahezu ausschließlich in bonitätsstarke Emittenten einzubringen. Infolgedessen war keine der Gesellschaften des Konzerns VKB von der Euro-Staatsschuldenkrise betroffen. Auf dem Höhepunkt der Subprime-Krise stand das Flaggschiff des Konzerns, die Bayern-Versicherung, in der Rangliste nach Bewertungsreserven auf Platz 2 unter den zehn größten Versicherern in Deutschland.Diese konservative, defensive Anlagepolitik mit hohem Gewicht auf der Sicherheit des Anlagekapitals hatte mit Blick auf die Wertreserven der Kunden immer Priorität vor einer kurzfristig hohen Rendite, die nur durch das Eingehen höherer Risiken erzielt werden könnte. Diese verlässliche Anlagepolitik, die auf langfristige Sicherheit mit geringeren Schwankungen setzt, ist für den Konzern VKB als öffentlich-rechtlichem Versicherer selbstverständlich.Die bonitätsstarken Investments haben zu hoher Stabilität geführt. Der sogenannte “sichere Zins”, der in der Vergangenheit durch eine erstklassige Staatsgarantie gewährleistet war, muss in Zukunft aber in Frage gestellt werden. Die Entwicklung in Österreich gibt Anlass zur Sorge. Das Kapitel hat erstmals in einem (Ex-)AAA-Staat gezeigt, dass Staatsgarantien das Rating, das sie bekommen haben, möglicherweise nicht wert sind. Wie verlässlich sind Staatsgarantien heute und vor allem: Wie verlässlich werden sie in Zukunft aufgrund steigender Verschuldung sein? Vielerorts NachholbedarfIn den vergangenen Jahren ist eine neue Assetklasse in den Vordergrund gerückt, die auch politisch inzwischen starken Rückenwind erhält: Infrastrukturinvestments. Zusätzlich sind bereits vorgenommene Investments in erneuerbare Energien wie Solar und Wind zu erwähnen.Investments in Infrastruktur sind reale Assets. Hier besteht Nachholbedarf in Deutschland sowie in vielen anderen Ländern, und zwar zum einen wegen der Überalterung der Infrastruktur, in den Wachstumsregionen auch aufgrund des hohen Bevölkerungswachstums. Durch die hohe Verschuldung der Staaten wird es für diese immer schwerer, die Erneuerung der Infrastruktur zu finanzieren. Da es für Banken wegen Basel III ebenfalls schwieriger wird, langfristige Finanzierungen in diesen Größenordnungen zu vergeben, fallen diese immer häufiger ganz oder teilweise aus. Infrastrukturinvestments passen generell gut zum langfristigen Geschäftsmodell der Versicherer, die an sicheren, beständigen und lang laufenden Kapitalflüssen interessiert sind. Weitere Angebote diskutierenInvestitionen dieser Art sind für Versicherungsunternehmen als Eigen- wie auch als Fremdkapitalinvestment möglich. Die sehr unterschiedliche Kapitalunterlegung nach Solvency II beeinflusst jedoch die Anlageentscheidungen wesentlich. Während bei Eigenkapitalinvestments bis zu 49 % Kapitalunterlegung gefordert sind, können bei Fremdkapitalinvestments 20 % schon ausreichen. Die Unterstützung der Politik für Erleichterungen bezüglich der Kapitalunterlegung ermöglicht weitere Investments in diese Assetklasse.Der Konzern VKB befasst sich schon seit mehreren Jahren mit Investments in Infrastrukturanlagen und erneuerbare Energien und ist bereit, weitere Angebote zu diskutieren. Finanziert wurden bisher zum Beispiel Reha-Kliniken, Abfallentsorgungsbetriebe, Seniorenheime usw. Als Umsetzungsvehikel kommen unter anderem Fondslösungen, Hypothekendarlehen, Schuldscheindarlehen oder Namensschuldverschreibungen in Frage. Derzeit finden intensive Gespräche bezüglich verschiedener Schienenprojekte, Autobahnen, Verwaltungsgebäude oder kommunaler Wirtschaftsbetriebe mit attraktivem und stabilem Geschäftsmodell statt.Die Stärke des S-Finanzverbunds mit den Sparkassen, Landesbanken und der Deka kann in diesem Kontext zukünftig noch besser genutzt werden. Der Konzern VKB als größter öffentlich-rechtlicher Versicherer ist geradezu prädestiniert für Infrastrukturinvestments, ermöglicht doch die Nähe der Sparkassen und Genossenschaftsbanken vor Ort den Zugang zu den entsprechenden Projekten. Die Finanzierung kann von den Eigentümern des Konzerns VKB, den Sparkassen, allein übernommen werden oder zum Beispiel in Form einer Konsortialfinanzierung erfolgen. Der Konzern VKB bevorzugt vor allem Projekte aus seinen Geschäftsgebieten – aus der Region für die Region – ist aber mit Blick auf eine ausreichende Portfoliodiversifikation auch offen für deutschlandweite oder internationale Investments. Vorteile in doppelter HinsichtAus Infrastrukturinvestitionen ergeben sich somit Vorteile in doppelter Hinsicht: Sie ermöglichen zum einen eine weitere Diversifikation der Kapitalanlagen um zukunftsträchtige und somit nachhaltige Investitionen, die noch dazu in der Regel höhere Renditen abwerfen als “konventionelle” Anlagen. Und sie leisten zum Zweiten einen Beitrag zum ökologisch und energetisch nachhaltigen Umbau der Wirtschaft. Durch die soliden und weitsichtigen Anlagestrategien befindet sich der Konzern VKB in einer guten Ausgangsposition. Aufgrund des bereits vorhandenen Know-how, unterstützt von Spezialisten, können Infrastrukturinvestments kompetent geprüft und in der Kapitalanlage entsprechend berücksichtigt werden und damit auch künftig einen Mehrwert für die Kunden schaffen.—Helmut Späth, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Versicherungskammer Bayern (VKB), zuständig für Finanzen und Rechnungswesen