Institutionelle Investoren geißeln EZB-Politik

Kurs der Euro-Hüter als Gefahr für den Finanzmarkt

Institutionelle Investoren geißeln EZB-Politik

ms Frankfurt – Die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) stößt bei institutionellen Investoren in Deutschland auf große Kritik. Bei einer Umfrage der Investmentgesellschaft Universal-Investment unter rund 100 Investoren waren zwei Drittel der Meinung, dass durch den Kauf von Kreditverbriefungen (Asset Backed Securities, ABS) und andere EZB-Maßnahmen bereits “der Grundstein für die nächste Finanzkrise gelegt” werde, wie die nach eigener Auskunft größte unabhängige Investmentgesellschaft im deutschsprachigen Raum gestern mitteilte.Fast jeder zweite der Investmentprofis von Pensionskassen, Versorgungseinrichtungen, Unternehmen, Finanzinstituten, Versicherungen und Stiftungen, die laut Universal-Investment zu den größten Anlegern in Deutschland gehören und im Rahmen einer Konferenz zur Zukunft der institutionellen Kapitalanlage befragt wurden, gab zudem an, dass die Niedrigzinsen bereits jetzt die Gesamtrendite negativ beeinflussen. Das werde die institutionelle Kapitalanlage verändern, so die Profis. Praet in Sorge wegen ÖlpreisDerweil scheint die EZB weiter auf eine erneute Lockerung ihrer Geldpolitik in Form einer Ausweitung ihrer Wertpapierkäufe zuzusteuern. Chefvolkswirt Peter Praet warnte in der Nacht zu gestern in Washington davor, dass die Inflation wegen des Ölpreisverfalls in den nächsten Monaten zeitweise unter 0 % fallen könnte. Zuletzt lag sie im November bei 0,3 %. Normalerweise schaue jede Notenbank durch einen solchen positiven Angebotsschock “hindurch”, sagte Praet. Aber gegenwärtig habe die EZB “diesen Luxus” womöglich nicht. Es bestehe die Gefahr, dass sich dieser Schock über Zweitrundeneffekte oder die Destabilisierung der Inflationserwartungen verfestige.Vor dem Hintergrund untermauerte Praet die Bereitschaft der EZB, mehr zu tun, und äußerte sich recht positiv über Staatsanleihekäufe. Interventionen auf diesem Markt würden wahrscheinlich “ein starkes Signal aussenden, dass die EZB dazu bereit ist, ihre lockere Geldpolitik für einen längeren Zeitraum beizubehalten”. Sie würden auch Banken zur Vergabe von mehr Krediten anregen, sagte Praet. Beim Kauf von Unternehmensanleihen sei der direkte Finanzierungseffekt womöglich größer, aber der Signaleffekt wegen der Begrenztheit des Marktes geringer.Dagegen äußerte sich EZB-Ratsmitglied Ardo Hansson skeptisch zum Kauf von Staatsanleihen. Nach Medienberichten zeigte sich der estnische Zentralbankchef nicht überzeugt von der Wirkung und äußerte Zweifel an der Rechtmäßigkeit. Im Fall einer Lockerung solle die EZB eher den Kauf von Unternehmensanleihen erwägen, sagte Hansson.